Mit sinkenden Pegelständen und beginnenden Aufräumarbeiten stellt sich die Frage nach notwendigen Maßnahmen, um die zerstörerischen Auswirkungen zukünftiger Hochwasser abzufangen. Experten sprechen von passivem Hochwasserschutz – und dabei spielt ausgerechnet der vieldiskutierte Begriff „Renaturierung“ eine große Rolle. Meist sei das Thema aber schon „drei Tage nach einem Hochwasser“ politisch wieder vom Tisch.

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„Hochwasserschutz und Ökologie liegen da immer zu 100 Prozent auf derselben Linie, weil wir die gleichen Interessen haben“, sagt Stefan Schmutz, Professor für Hydroökologie an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Und sein Kollege Helmut Habersack, Professor am BOKU-Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung, sagt: „Es geht nicht um ein Zurückgehen in ein voriges Jahrhundert, sondern um die möglichste Optimierung – in Richtung Schutz des Menschen und Integration der nachhaltigen Nutzung und des Schutzes der Flüsse.“

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Die Rede ist von möglichen baulichen und raumplanerischen Maßnahmen, um die Auswirkungen von extremen Niederschlägen und resultierenden Hochwassern zu lindern. „Hochwasser hat es immer gegeben und wird es auch immer geben“, so Schmutz, und gerade deswegen brauche es „auch bei den Entscheidungsträgern einen Schulterschluss zwischen Hochwasserschutz und Ökologie“.

Eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz spielen wasserbauliche Maßnahmen an Flüssen, das sind etwa Rückhaltebecken, die akut große Wassermengen aufnehmen können, Dämme, die Siedlungen schützen, und – bei Wasserkraftwerken wie in Ottenstein – Hochwasserentlastungsbauwerke, wo durch gezieltes Ablassen von Wasser vor den prognostizierten Niederschlägen ein Puffer geschaffen werden konnte.

Bestes Hochwasserschutzsystem: Donauinsel

Bei einem Extremwetterereignis wie in den letzten Tagen ist oft auch Wien betroffen – etwa mit dem Wienfluss, der über die Ufer tritt, und U-Bahnen, die ausfallen. Die ganz große Katastrophe blieb in Wien aber auch diesmal aus. In diesem Zusammenhang wird oft das Entlastungsgerinne der Donau neben der Donauinsel genannt, das schlimmste Überschwemmungen in großen, niedrig gelegenen Bereichen von Wien verhindert hat, die früher von Hochwassern stark betroffen waren.

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„Dadurch ist Wien eine der Hauptstädte mit einem der besten Hochwasserschutzsysteme überhaupt“, so der Wasserbauexperte Habersack. Das war allerdings nur möglich, weil im Rahmen der ersten Donau-Regulierung im 19. Jahrhundert vorausschauend Flächen frei gehalten wurden, „was in anderen Städten oft nicht gemacht wurde und wo dann das entsprechende Hochwasserrisiko sehr stark gestiegen ist“.

Auf der anderen Seite wären es aber gerade unverbaute und natürliche Gewässer und angrenzende Flächen, die Auswirkungen heftiger Niederschläge abmildern könnten – und das in vielen Fällen nicht mehr tun, einfach, weil der Platz fehlt. „Zwei Drittel der Auflächen in Österreich sind verschwunden“, so Hydroökologe Schmutz, „diese Auflächen waren aber genau jene, die die Hochwasser aufnehmen konnten.“

Passiver Hochwasserschutz

Das Schlagwort ist passiver Hochwasserschutz: Übergeordnetes Ziel ist hier immer, Raum zu schaffen, wohin die Wassermassen im Extremfall ausweichen können – durch Anpassung ufernaher Nutzungen, durch Verlegung der Bewirtschaftung häufig überfluteter Grundstücke und Häuser und auch durch die Renaturierung bzw. morphologische Verbesserung von Fließgewässern.

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Ein Beispiel dafür ist der Liesingbach in Wien, der dieser Tage zwar über seine Ufer getreten ist, aber dabei kaum Schaden angerichtet hat. Hier wird das betonierte Gerinne seit 1997 schrittweise renaturiert – wie ein Blick ins ORF-Archiv zeigt, war die Regulierung allerdings schon in den 70er Jahren unter Experten umstritten.

„Wenn ich Raum schaffe für Revitalisierungen von Flüssen, kann ich die Hochwasser vor allem im darunter liegenden Abschnitt entsprechend dämpfen“, so Schmutz, der die Traisen als positives Beispiel aus den vergangenen Tagen nennt: Im oberen, stark regulierten Bereich des Flusses gab es durch Dammbrüche an vielen Stellen Überschwemmungen, weiter unten wurde die Traisen aber renaturiert, und die Aulandschaften konnten das Hochwasser aufnehmen und so Schaden lindern.

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Einzugsgebiete berücksichtigen

Wenn es um Hochwasserschutz geht, dürfen Fließgewässer aber nicht isoliert betrachtet werden. Mindestens so sehr gehe es um die Einzugsgebiete der Bäche und Flüsse, so Schmutz: „Jeder Tropfen, der auf die Erde fällt und nicht verdunstet, im Boden gespeichert oder von Pflanzen aufgenommen wird, kommt in ein Fließgewässer. Das bedeutet: Jeder Punkt in der Landschaft ist Teil eines Fließgewässernetzes.“

Man müsse also gleichwertig über landwirtschaftliche Flächen, forstliche Flächen, über verbaute Flächen und über Infrastrukturflächen sprechen. Das Thema Bodenversiegelung ist kein rein ökologisches, so viel müsse klar sein: „Wenn wir von Hochwasserschutz sprechen, muss man die gesamte Fläche betrachten, sonst wird man keine nachhaltigen Lösungen für das Thema finden.“

„AT-Alert“: Wie die neue Handywarnung für Katastrophen funktioniert

Der Alarm erfolgt automatisch – auch wenn das Handy stummgeschaltet ist. Nur wenn es im Flugmodus oder abgeschaltet ist, kommt keine Alarmierung.

Am Samstag, dem 05.10.2024 geht nach einer mehrwöchigen Testphase das Warnsystem „AT-Alert“, das via Handys und Smartphones die Bevölkerung vor Katastrophenereignissen warnt, in Betrieb. Neben dem jährlichen Sirenentest wird auch erstmals ein Probealarm über das Mobiltelefon ausgesendet. Der Alarm erfolgt automatisch, man muss sich nirgends anmelden, erklärte das Forum Mobilkommunikation (FMK) am Mittwoch. Warnungen werden von allen nicht sehr alten Handys empfangen, es ist keine App nötig.

Dabei handelt es sich um sogenannte „Cell-Broadcasts“. Das bedeutet, dass – vergleichbar mit der Senderkennung eines Radiosenders, der etwa auch Zusatzinfos zum soeben gespielten Musikstück mitsendet – die Warnungen vom Mobilgerät einfach empfangen und angezeigt werden. Die Nachricht erscheint direkt am Bildschirm, egal wie man das Gerät konfiguriert hat, erklärte das FMK. Allerdings empfiehlt das Forum, zur Sicherheit in den Einstellungen unter dem Menü „Notfallwarnungen“ sicherzustellen, dass alle Warnungen auch zugelassen werden. Wer allerdings ein altes Tastenhandy hat, sollte im Menüpunkt „Cell-Broadcast“ überprüfen, ob das Gerät Cell-Broadcasts auch unterstützt. Besonders alte Handys tun das nämlich nicht. Handys, die Cell-Broadcast unterstützen, empfangen zumindest die höchste Alarmstufe.

Quellen: Argumente für passiven Hochwasserschutz – ORF Topos | „AT-Alert“: Wie die neue Handywarnung für Katastrophen funktioniert | DiePresse.com

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