Seine Vielseitigkeit und Fähigkeit zur genreübergreifenden Filmkunst zeichnen ihn aus – Robert Dornhelm ist diesjähriger Auslandsösterreicher des Jahres. Im Rahmen der Weltbundtagung 2024 wurde er dazu im Linzer Kaufmännischen Palais prämiert. Im Laufe seiner Karriere hat Dornhelm sowohl im Kino als auch im Fernsehen große Erfolge gefeiert, darunter die Regie von Historienfilmen, Dramen und biografischen Werken. Seine Werke zeichnen sich durch emotionale Tiefe und präzise Inszenierung aus, was ihm international Anerkennung eingebracht hat.
Leben und Werk
Dornhelms Orte der Kindheit und Jugend liegen in Rumänien und Österreich: Geboren wurde er am 17. Dezember 1947 in Timisoara (Rumänien), als 13-Jähriger emigrierte er mit seinen Eltern nach Wien und besuchte von 1965 bis 1967 die Wiener Filmakademie. Schon damals begann die Arbeitsbeziehung mit dem ORF, für den er Künstlerportraits und sozialkritische Dokumentationen anfertigte. Die Bindung sollte bis heute anhalten.
Oscar-Nominierung für „Kinder der Theaterstraße“
Nach mehreren Projekten stellte Dornhelm im Jahr 1977 seinen Debütfilm fertig: The Children of Theatre Street. Dieser brachte ihm gemeinsam mit Produzent Earle Mack eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm im Jahr 1978 ein. Der Film beschäftigt sich mit den Schülern der Waganowa-Ballettakademie im ehemaligen Leningrad, wofür er Fürstin Gracia Patricia von Monaco als Erzählerin gewinnen konnte.
Dieser frühe Erfolg markiert den Beginn einer internationalen Karriere. Dornhelm verlegte seinen Arbeits- und Lebensmittelpunkt nach Los Angeles und begann die Arbeit mit vielen Filmgrößen: So versammelte Dornhelm beispielsweise 1988 Sally Kirkland, Keith Carradine, Tom Waits, Bill Pullman, Kathleen York und Jeff Bridges für seinen Western Cold Feet vor der Kamera.
Robert Dornhelm: „Als ich 1977 nach Amerika ging, um zu bleiben (was ich damals aber noch nicht wusste) wurde ich von Billy Wilder begrüßt, der mich in sein Lieblingslokal MrChow einlud und mich mit ‚Herr Kollege‘ ansprach, was mich damals mehr als rührte.
Sehr bald war ich mit vielen anderen Auslandsösterreichern in Kontakt, da sich um meinen legendären Agenten Paul Kohner viele andere Österreicher, die vor den Nazis geflohen waren, scharten. So z.B.: Helmut Dantine, Fred Zimmermann, William Whyler, Walter Reisch.“
Danach arbeitete er zusammen mit Amadeus-Darsteller Tom Hulce an der Komödie Echo Park, mit der er sowohl in den USA wie auch in Europa Erfolge verbuchen konnte. In dem Film aus dem Jahr 1986 setzt sich der Regisseur mit den Träumen von Bewohnerinnen und Bewohnern im gleichnamigen Stadtteil in Los Angeles auseinander und schlägt eine Brücke nach Österreich. Einer seiner Protagonisten ist aus Österreich ausgewandert, sein Vater wurde vom Burgschauspieler Heinrich Schweiger verkörpert.
Es folgten Filme wie She Dances Alone (1981) – eine Geschichte über Kyra Nijinsky, die Tochter des russischen Tänzers Vaslav Nijinsky – oder Digital Dreams. Der 1983 für das US-amerikanische Fernsehen gedrehte Film widmet sich dem Leben von Bill Wyman, langjähriger Bassist und Gründungsmitglied der Rolling Stones.
Gegen Ende der 1990er Jahre folgten die beiden Filme Der Unfisch (1997) und The Venice Project (1999).
2001 führte Dornhelm Regie bei der Anne-Frank-Verfilmung Anne Frank – Die wahre Geschichte mit Ben Kingsley und Brenda Blethyn, die für den US-amerikanischen Fernsehsender ABC produziert wurde und ihm eine Nominierung für den Emmy in der Kategorie Bester Regisseur einer Miniserie einbrachte.
2002 verfilmt Dornhelm mit RFK das Leben von Robert F. Kennedy. Es folgen ein Film über den umstrittenen New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani: Rudy: The Rudy Giuliani Story (2003) (mit James Woods), der ihm viel Lob einbrachte, Spartacus (2004) und The Ten Commandments (2006). Es folgte Into the West, eine Produktion von Steven Spielberg, die mit zehn Nominierungen den Emmy erhielt.
Die Kontakte zur „alten Heimat“ hat Dornhelm nie abgebrochen, vielmehr wechselt er die Arbeitsorte regelmäßig. Im Semidokumentarfilm Requiem für Dominique versuchte er eine filmische Rekonstruktion der rumänischen Massenunruhen im Dezember 1989. Geschrieben wurde der Film von den beiden österreichischen Autoren Michael Köhlmeier und Felix Mitterer. US-Kritiker reihten das Plädoyer gegen den Missbrauch von Gewalt unter die „10 besten Filme des Jahres“.
Sein darauffolgender Film war Kronprinz Rudolfs letzte Liebe (2006), ein TV-Zweiteiler über das Schicksal des Habsburgischen Thronfolgers Rudolf von Österreich-Ungarn. Der rund zweimonatige Dreh fand in Wien und Umgebung statt. Das Historiendrama wurde 2006 erstmals vom ORF ausgestrahlt und an 15 Fernsehstationen verkauft. 2007 erhielt Dornhelm dafür die Goldene Romy als Bester Regisseur des Jahres.
2007 drehte Dornhelm in Russland und Litauen seinen bisher aufwendigsten Film, eine mehrteilige Neuverfilmung von Leo Tolstois Roman Krieg und Frieden.
Anschließend produzierte er eine Dokumentation über Herbert von Karajan anlässlich dessen 100. Geburtstags mit zuvor nicht autorisiertem Probenmaterial und Gesprächen aus Archiven: Karajan: Die Schönheit, wie ich sie sehe.
Opern-Regisseur
Härteren Stoff lieferte Dornhelm mit Dokus über Udo Proksch oder Amanda Knox. 2015 drehte er die TV-Dokumentation Oh, Du mein Österreich. 60 Jahre Staatsvertrag.
Dass er aber nicht nur durch die Kamera den richtigen Blick für bombastische Arrangements hat, bewies er im burgenländischen St. Margarethen: Im Steinbruch inszenierte er 2013 mit La Boheme erstmals eine Oper. Seine Filmversion mit dem Traumpaar Anna Netrebko und Rolando Villazon gab es bereits fünf Jahre früher, 2008, zu bestaunen. Im darauffolgenden Jahr führte er Regie bei Aida und im Juli und August 2015 im Römersteinbruch St. Margarethen für Giacomo Puccinis Tosca.
2016 drehte er für ORF und ZDF den Fernsehzweiteiler Das Sacher, 2017-2022 folgte die fünfteilige Serie Maria Theresia mit Marie-Luise Stockinger, Stefanie Reinsperger und Ursula Strauss als österreichische Kaiserin in unterschiedlichen Lebensaltern.
Seit 2019 dreht Dornhelm für den ORF die Fernsehreihe Vienna Blood.
Im Rahmen der Linzer Klangwolke 2021 inszenierte er Panta Rhei zur Musik von Roman Kariolou. Der Regie-Altmeister lässt darin der Musik von Kariolou viel Raum, erwirkt Reminiszenzen an seine eigenen Filme und zeigt nach einer Aufwärmphase, dass er den Donauraum in drei Dimensionen bespielen kann.
Und er wagt eine kleine Öko-Revolution: 2021 hat man es endlich geschafft, das traditionelle Schluss-Feuerwerk durch eine umweltfreundliche Laser-Show zu ersetzen.
Familie
Der ehemalige Staatsoperndirektor Ioan Holender ist ein Cousin Robert Dornhelms. Er holte den Dreizehnjährigen nach der Emigration aus Rumänien in Italien ab.
Robert Dornhelm, der nach seiner Emigration aus Rumänien die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen hat, lebt mit seiner Frau in Malibu, Kalifornien.
2013 wurde Robert Dornhelm im Rathaus mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet. Laudator war damals Dornhelms Cousin und Ex-Staatsopernimpresario Ioan Holender. „Nichts war wirklich schlecht. Alles hatte ein Niveau, das er nicht unterschritten hat“, würdigte Holender die Werke von Dornhelm.
Charakteristisch seien etwa seine Arbeiten über Robert Kennedy oder Rudy Giuliani – „heikle und gefährliche Themen, die Robert mit einem politischen Willen gestaltet hat“, so Holender. Ikonisierung oder Verfluchung seien seine Sache nicht. Dornhelm selbst zeigte sich trotz der verwandtschaftlichen Beziehungen zu Ioan Holender kurz angebunden und bescheiden: „Ich bin nur so gut wie meine Mitarbeiter.“
Auszeichnungen
Jahr | Art |
1978 | Oscarnominierung für The Children of Theatre Street als Bester Dokumentarfilm |
1981 | Österreichischer Würdigungspreis für Filmkunst für She Dances Alone |
2001 | Emmy-Nominierung für Anne Frank – Die Wahre Geschichte in der Kategorie Regie für eine Miniserie, einen Fernsehfilm oder ein Special |
2007 | Romy: Beste Regie für Kronprinz Rudolfs letzte Liebe |
2007 | Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst |
2013 | Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien |
2014 | Ehrenbürger von Timișoara |
Filmografie (Auswahl)
Jahr | Titel | Jahr | Titel |
1977 | The Children of Theatre Street | 2004 | Clara Harris – Suburban Madness |
1981 | She Dances Alone | 2004 | Identity Theft: The Michelle Brown Story |
1983 | Digital Dreams | 2005 | Into the West |
1986 | Echo Park | 2006 | The Ten Commandments |
1989 | Cold Feet | 2006 | Kronprinz Rudolfs letzte Liebe |
1990 | Hotels – Hotel Chateau Marmont | 2007 | Great Performances – Karajan or Beauty as I See |
1990 | Requiem für Dominik | 2007 | Krieg und Frieden |
1993 | Fatal Deception: Mrs. Lee Harvey Oswald | 2008 | La Bohème |
1997 | Der Unfisch | 2010 | Udo Proksch: Out of Control |
1997 | A Further Gesture | 2011 | Amanda Knox: Murder on Trial in Italy |
1999 | The Venice Project | 2011 | Die Schatten, die dich holen |
2001 | Anne Frank – The Whole Story | 2015 | Oh du mein Österreich |
2002 | Die Sünden der Väter | 2016 | Das Sacher |
2002 | RFK | 2017-2019 | Maria Theresia |
2003 | Rudy: The Rudy Giuliani Story | seit 2019 | Vienna Blood (Fernsehreihe) |
2004 | Spartacus |
Dazu kommen über einhundert Dokumentarfilme für das österreichische Fernsehen (1967 bis 1975) sowie die Funktion als Regisseur von Puccinis La Bohème (2013) in St. Margarethen.
Zusammenarbeit mit großen Schauspielern
In seiner langen Karriere als Regisseur hatte Dornhelm das Privileg mit vielen berühmten Persönlichkeiten zu arbeiten. So u.a. Grace Kelly, Lauren Bacall, Dennis Hopper, Allen Bates, Ben Kingsley, Steven Spielberg, Ben Cross, Jeff Bridges, Tom Waits, Omar Sharif, Klaus Maria Brandauer, Christoph Waltz.
Quelle: Privat Robert Dornhelm | Wikipedia