Österreich: Impfungen nehmen Fahrt auf

Die vorige Woche hat – nach drei schwachen Wochen – einen neuen Impfrekord gebracht: mit 331.581 wurden so viele Corona-Schutzimpfungen registriert wie noch nie. Verantwortlich dafür war auch die zweite Runde der Sonderimpfaktion im Tiroler Bezirk Schwaz.

Bis inklusive Sonntag (11.April) wurden 2,1 Millionen Impfdosen an 1,49 Millionen Menschen verabreicht. Damit haben 16,8 Prozent der Bevölkerung zumindest ihren ersten Stich erhalten. Das entspricht 19,2 Prozent der derzeit impfbaren Einwohner ab 16 Jahren. Am höchsten ist die Durchimpfungsrate bei den über 85-Jährigen, wo 65,3 Prozent zumindest eine und 54,7 Prozent bereits die zweite Dosis erhalten haben. Dahinter folgen die über 75-Jährigen (59,8 Prozent Erstgeimpfte) und die über 65-Jährigen (29,7 Prozent).

Ziel: 43.000 Impfungen pro Tag

Zur Erreichung des von der Regierung ausgerufenen Ziels, bis Ende Juni zumindest zwei Drittel der Bevölkerung eine erste Dosis zu verabreichen, ist allerdings eine deutliche Erhöhung der Stichzahl nötig. Insgesamt haben vorige Woche nämlich 203.725 Personen ihre erste Impfung erhalten, also durchschnittlich 29.103 pro Tag. Bei dieser Geschwindigkeit würde das Impfziel erst im August erreicht werden. Nötig wären knapp 43.000 Erstimpfungen pro Tag.

Die Regierung geht allerdings davon aus, dass in den kommenden drei Wochen 1,1 Millionen Impfdosen verfügbar sein werden, womit eine weitere leichte Beschleunigung des Impftempos möglich sein sollte. Unter anderem werden laut der Homepage des Gesundheitsministeriums diese Woche die ersten 16.800 Dosen von Johnson & Johnson erwartet. Das Rückgrat des heimischen Impfprogramms ist weiterhin der Wirkstoff von Pfizer: fast sieben von zehn Impfungen wurden damit durchgeführt (69 Prozent). Auf AstraZeneca entfällt nicht einmal jede vierte Impfung (23 Prozent), auf Moderna weniger als ein Zehntel (acht Prozent).

Foto:pixabay

Besonders viele Zweitimpfungen hat es vorige Woche in Tirol gegeben, wo die Sonderimpfaktion im Bezirk Schwaz in die zweite Runde ging. Der Bezirk im Tiroler Unterland hatte wegen der Ausbreitung der südafrikanischen Corona-Variante eine Sondertranche der Europäischen Union in Form von 100.000 Impfdosen erhalten. Rund 50.000 Personen waren – nach der ersten Runde im März – aufgerufen, sich ein zweites Mal impfen zu lassen. In Summe wurden in Tirol vorige Woche fast 65.000 Impfungen registriert, davon 49.000 Zweitimpfungen. In ganz Österreich waren es 203.725 Erst- und 127.856 Zweitimpfungen.

Wien schaltet 105.500 neue Impftermine frei

Obwohl es zu Lieferausfällen beim Impfstoff von AstraZeneca kommt, schaltet die Stadt Wien 105.500 weitere Impftermine frei. Möglich machen dies die Lieferungen von Biontech-Pfizer. Zielgruppen sind vor allem HochrisikopatientInnen und Über-65-Jährige sowie mobile Personen mit Behinderung und enge Kontaktpersonen von Schwangeren im selben Haushalt. Diese Personengruppen sollen in den kommenden drei Wochen ihren Erststich bekommen. Mit Ende April sollten alle HochrisikopatientInnen in Wien ihre Erstimpfung erhalten haben.

Zuvor hatte es aufgrund der hohen Nachfrage und der Lieferengpässe einen vorübergehenden Stopp bei der Terminvergabe gegeben. Vorgemerkte Personen die in die zur Impfung freigegebenen Gruppen fallen sollen per SMS oder Mail verständigt werden.

Biontech/Pfizer lieferte bislang regelmäßig

Möglich sei diese Terminvergabe, „weil wir vor allem Biontech/Pfizer haben“, heißt es. Konkret sollen in den kommenden drei Kalenderwochen – also von 12. April bis 2. Mai – insgesamt 130.300 Dosen von Biontech/Pfizer nach Wien kommen. Bisher habe dieser Hersteller immer regelmäßig geliefert.

Dazu kommen bis Ende April 15.400 Dosen von Moderna – die vor allem in Zweitimpfungen gehen werden. Vom neu zugelassenen Impfstoff von Johnson & Johnson wird erstmals kommende Woche eine Lieferung in Österreich erwartet: Mehr als 3.600 Impfdosen werden es bis Ende April vorerst aber einmal nicht, diese gehen in den niedergelassenen Bereich. Bei Johnson & Johnson wird nur eine Schutzimpfung benötigt.

Von Astra Zeneca sollen vertragsgemäß in den kommenden drei Wochen 76.300 Impfdosen in der Bundeshauptstadt eintreffen. Stadtrat Hacker geht sicherheitshalber einmal nicht davon aus – und erwartet weitere Lieferengpässe nach dem kompletten Lieferausfall von letzter Woche. „Um unseren vorläufigen Impfplan einhalten zu können, sollte aber knapp die Hälfte davon auch eintreffen. Das wären rund 35.000 Impfdosen“, heißt es aus Hackers Büro.

Astra Zeneca: Nachlieferung in Österreich eingetroffen (12.4.21)

Für den Impfstoff von Johnson&Johnson erwartet das Gesundheitsministerium keine Lieferengpässe. Anstatt in der Vorwoche 5.090 Ampullen seines Impfstoffes nach Österreich zu liefern – und damit 50.900 Dosen – vermeldete Astra Zeneca einen kompletten Lieferausfall. Der schwedisch-britische Hersteller versprach gleichzeitig, schnellstmöglich nachzuliefern, wenngleich auch nur etwas mehr als die Hälfte der Menge: nämlich rund 26.400 Impfdosen.

Diese Impfdosen sind mittlerweile in Österreich eingetroffen, bestätigte das Gesundheitsministerium. Das Ressort ging davon aus, dass – nach derzeitigem Stand – der Lieferplan nun eingehalten wird.

Darin sind allerdings weitere Lieferverzögerungen berücksichtigt. Die vorläufig bestätigten 64.800 AZ-Dosen werden voraussichtlich erst am Sonntag (18. April) verschickt und somit erst in der nächsten Woche eintreffen.

Johnson & Johnson Auslieferung nach Europa gestoppt

Wegen möglicher Nebenwirkungen stoppt der US-Pharmakonzern die Lieferungen. Österreich erhielt knapp 17.000 Dosen, verimpft diese aber vorerst nicht.

Sechs Fälle von Blutgerinnseln führen zu einer Aussetzung von Impfungen mit dem Vakzin von Johnson & Johnson.

Washington – Wegen möglicher schwerer Nebenwirkungen verschiebt der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson die Auslieferung seines Corona-Impfstoffs in Europa. „Wir haben die Entscheidung getroffen, die Markteinführung unseres Impfstoffs in Europa aufzuschieben“, erklärte der Konzern am Dienstag. Die EU-Kommission will nun eine Erklärung des Konzerns, wie es zu dieser kurzfristigen Entscheidung kam.

Zuvor hatten die Behörden in den USA eine vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson empfohlen, nachdem bei sechs Menschen im Land nach der Impfung Sinusvenenthrombosen diagnostiziert worden waren. Das teilten die Gesundheitsbehörde CDC und die Arzneimittelbehörde FDA am Dienstag in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Die Fälle würden nun genauer untersucht. Bis ein Ergebnis vorliege, werde als Vorsichtsmaßnahme die vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit Johnson & Johnson empfohlen.

Sechs Fälle bei knapp sieben Millionen Impfungen

Bei den sechs Fällen handelt es sich um Frauen im Alter zwischen 18 und 48 Jahren. Bei diesen traten Sinusvenenthrombosen und ein Mangel an Blutplättchen sechs bis 13 Tage nach der Impfung auf. Eine Frau ist gestorben, eine weitere befindet sich laut FDA in einem kritischen Zustand.

Der Infektiologe Amesh Adalja vom Johns Hopkins Center in Baltimore sprach dennoch von einem sehr geringen Risiko. „Sechs Fälle bei etwa sieben Millionen Dosen – geringer als das Risiko von Blutgerinnseln mit oralen Kontrazeptiva (Antibabypille, Anm.) – sind kein Grund zur Panik.“ Bisher sind mehr als 6,8 Millionen Dosen des Impfstoffes, der Ende Februar in den USA zugelassen worden war und von dem es nur eine Dosis braucht, in den USA gespritzt worden.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) hatte vergangene Woche mitgeteilt, Fälle von Thrombosen nach einer Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson zu prüfen. Es seien vier ernsthafte Fälle von Blutgerinnseln aufgetreten, eine Person sei gestorben. Die Behörde hatte betont, dass ein Zusammenhang mit dem Impfstoff des US-Herstellers noch nicht festgestellt worden sei.

Impfstoff in Österreich nicht verteilt

Am Montag hatte Johnson & Johnson mit der Lieferung seines im März zugelassenen Impfstoffes in die EU-Staaten begonnen. Auch Österreich erhielt 16.800 Dosen. Diese wurden allerdings noch nicht weiterverteilt, sondern liegen noch beim Großhandel. „So lange, bis Klarheit über allfällige Nebenwirkungen herrscht, werden diese Dosen nicht an die Impfstellen ausgeliefert und auch nicht verimpft“, hieß es seitens des Gesundheitsministeriums. Bestellt wurden 2,5 Millionen Dosen.

Die nächste Lieferung von 31.200 Vakzinen wird für die Kalenderwoche 17 erwartet. Die folgenden Auslieferungen sind noch nicht fixiert. Zuletzt gab der Konzern bekannt, dass 15 Millionen Dosen versehentlich kontaminiert wurden.

Ähnliche Probleme bei Astra Zeneca

Seltene Thrombosefälle hatten in den vergangenen Wochen schon für Unruhe gesorgt, was den Impfstoff von Astra Zeneca angeht. Mehrere Länder schränkten den Einsatz des Impfstoffs deshalb ein, unter anderem Deutschland. Die EMA erklärte in der vergangenen Woche, dass zwar ein möglicher Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und sehr seltenen Thrombose-Fällen festgestellt worden sei. Der Nutzen der Impfung sei aber weiter größer als das Risiko.

Das Vakzin von Johnson & Johnson ist wie das von Astra Zeneca ein sogenannter Vektorimpfstoff, der auf einem harmlosen Erkältungsvirus basiert. Auf dieser Technologie beruht auch der russische Corona-Impfstoff Sputnik V. Die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna basieren dagegen auf der sogenannten Boten-RNA (mRNA). Bei den mRNA-Impfstoffen wurden nach Angaben eines Vertreters der US-Behörde CDC noch keine Thrombose-Fälle mit einem Mangel an Blutplättchen festgestellt.

WHO: Keine Empfehlung für Wechsel zwischen Impfstoffen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird einen Wechsel der Impfstoffe zwischen der ersten und der zweiten Dosis vorerst nicht empfehlen. Die bisherigen Daten reichten nicht aus, um sagen zu können, ob das getan werden könne oder nicht, sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris heute in Genf.

In Berlin hatte die Ständige Impfkommission (STIKO) zuvor mitgeteilt, dass sie Kreuzimpfungen mit AstraZeneca und einem anderen Vakzin für unbedenklich hält.

Weitere Information finden Sie unter folgenden Links:

  • Intensivmediziner warnen: Keine Entlastung in Sicht

https://kurier.at/chronik/oesterreich/intensivmediziner-warnen-keine-entlastung-in-sicht/401348276

  • Eine Million Pfizer-Dosen mehr vor Sommer

https://orf.at/stories/3209188/

https://kurier.at/chronik/oesterreich/eine-million-impfdosen-von-biontechpfizer-zusaetzlich-fuer-oesterreich/401351099?utm_source=reco_all&utm_medium=onsite&utm_campaign=762&tpcc=recommendation

Quellen:

https://www.derstandard.at/story/2000125608281/diskussion-ueber-maskenpflicht-fuer-abgeordnete-im-parlament

https://coronavirus.wien.gv.at/weitere-impftermine-freigeschaltet/

https://wien.orf.at/stories/3098363/

https://kurier.at/chronik/oesterreich/astra-zeneca-nachlieferung-in-oesterreich-eingetroffen/401348525

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