In sechs Kategorien wurden am 23. Oktober in Wien Frauen und Männer ausgezeichnet, die in ihrem Bereich Außergewöhnliches leisten. Und noch etwas: 2024 gab es eine (längst überfällige) Premiere.
Sie forschen und unterrichten an renommierten ausländischen Hochschulen, sind mit Quantenphysik vertraut und ermuntern Frauen, tiefer in die Naturwissenschaften einzutauchen, sie geben Menschen mit und ohne Behinderung eine Medienplattform, sorgen sich um die Artenvielfalt, tragen Verantwortung, dass Österreich auch weiterhin dem Ruf eines Kulturlandes gerecht wird und achten mit ihren Unternehmen auf nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Wirtschaften.
So unterschiedlich ihre Betätigungsfelder sein mögen, so ähnlich sind sie einander in ihrer Kreativität, Weitsichtigkeit, Entschlossenheit, Uneigennützigkeit und in ihrem Mut. Deswegen wurden sie vor den Vorhang geholt und bei der Austria-24-Gala in den Wiener Sofiensälen in sechs Kategorien als Österreicherinnen und Österreicher des Jahres 2024 ausgezeichnet.
Zum 21. Mal kürte „Die Presse“ Menschen, die Herausragendes geleistet haben – und namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Start-up-Szene, Sport, Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft folgten der Einladung von „Presse“-Chefredakteur Florian Asamer sowie der „Presse“-Geschäftsführer Herwig Langanger und Andreas Rast.
Hochkarätige Gäste
Ermittelt wurden die Österreicherinnen und Österreicher des Jahres auch heuer wieder in einem zweistufigen Verfahren: „Die Presse“-Leserinnen und -Leser sowie Userinnen und User der „Presse“-Website wählten aus den jeweils fünf Nominierten mit ihren Stimmen die je drei Finalisten pro Kategorie. Unter den drei Bestgereihten kürte schließlich eine Fachjury die Siegerinnen und Sieger.
Die mit ihren Bestsellern „Wut“, „Radikalisierungsmaschinen“ und „Massenradikalisierung“ auch einem breiten Publikum bekannt gewordene Konfliktforscherin Julia Ebner wurde als Österreicherin des Jahres in der Kategorie Erfolg international ausgezeichnet. Online-Radikalisierung, Terrorismusprävention und Konfliktforschung sind ihr Tagesgeschäft am Calleva Centre for Evolution and Human Science des Magdalen College an der Universität Oxford.
Mit Hightech hat auch Francesca Ferlaino, Siegerin in der Kategorie Forschung, zu tun. An der Uni Innsbruck und dem Institut für Quantenoptik und Quanteninformation der ÖAW leitet sie Forschungen zu Atom- und Experimentalphysik. Heuer gründete die gebürtige Neapolitanerin, die seit 2006 in Österreich lebt, ein Netzwerk, um Frauen zu Karrieren in der Quantenphysik zu ermuntern.
Sich der Artenvielfalt bewusst zu sein, dazu ermuntert Michaela Arndorfer vom Samenarchiv Arche Noah – ausgezeichnet in der Kategorie Klimainitiative. In der Nähe des niederösterreichischen Orts Langenlois lagern 5500 gefährdete Pflanzenarten und -sorten. Der Verein Arche Noah, eine der größten Erhaltungsorganisationen Europas, garantiert mit periodischem Anbau von Vermehrungsmaterial, dass die Sorten erhalten bleiben.
Sammeln, erhalten und mehr
Kulturdenkmäler zu erhalten ist nur eine der Aufgaben von Stella Rollig. Die Generaldirektorin der Galerie Belvedere bringt den Sound des Diskurses ins barocke Prinz-Eugen-Schloss, ohne dessen Tradition zu konterkarieren. Die Siegerin in der Kategorie Kulturerbe setzt Akzente: etwa einen Parcours zeitgenössischer Skulpturen oder eine Schau über Monumentalmalerei.
Kolossal ist das vergangene Geschäftsjahr für Angelika Huemer und ihr Familienunternehmen Starlinger & Co gelaufen – mit knapp 400 Mio. Euro Umsatzrekord bei einer Exportquote von mehr als 99 Prozent. Die Produzentin von Verpackungsanlagen mit elf Auslandsstandorten beschäftigt gut 1000 Mitarbeitende – und gewinnt die Kategorie Unternehmen mit Verantwortung.
Gelebte Integration
In der Kategorie humanitäres Engagement setzte sich Luise Jäger durch. Die Mitgründerin und Ideenchefin bei „Andererseits“, dem Onlinemagazin für Behinderung und Gesellschaft, bei dem Menschen mit und ohne Behinderungen Journalismus in einfacher Sprache machen, füllt eine Lücke in Österreichs Medienlandschaft. Diese Kategorie ist die einzige, bei der nur die Leserinnen, Leser und User über die Gewinnerin oder den Gewinner entscheiden, und auch die einzige mit einer Dotierung.
Auf den Plätzen (ohne Reihung) landeten Cecilia Heiss – der Verein Hemayat bietet seit 1995 psychische Betreuung für Geflüchtete an – und Christian Reiner – das Streetwork-Team von Rettet das Kind kümmert sich um gewaltbereite Jugendliche.
Zur Verfügung gestellt wird das Preisgeld von sämtlichen Partnern der Austria 24. Mit an Bord waren erneut das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten (BMEIA), die Forschungsförderungsgesellschaft FFG, die Österreichischen Lotterien, der Österreichische Rundfunk, die Wirtschaftskammer Österreich sowie der Verbund.
Und noch etwas – ein Blick auf die Liste der Ausgezeichneten Ebner, Ferlaino, Arndorfer, Rollig, Huemer und Jäger zeigt: Erstmals in der 21-jährigen Geschichte der Austria gingen alle Preise an Frauen.
Quelle: Die Österreicherinnen des Jahres 2024 stehen fest | DiePresse.com