Der Frühling ist in Österreich angekommen. Temperaturen um die 20 Grad Anfang März haben Einfluss auf die heimische Natur und Landschaft, wie auch die Bevölkerung und lassen in Kombination mit anhaltender Trockenheit und wenig Niederschlag Schlimmes erahnen. Letztes Jahr, 2024, war das heißeste Jahr im globalen Durchschnitt seit Messbeginn. Dies bestätigte die World Meteorological Organization (WMO) der Vereinten Nationen Anfang Jänner. Mit schweren Unwettern, Hitzewellen, Hochwasser und Überflutungen im letzten Jahr, sowie kürzlich einem durch die Klimakrise befeuerten Waldbrand in Niederösterreich ist auch Österreich bei weitem nicht vor den Auswirkungen der radikalen Klimaveränderungen gefeit. Wir berichten über aktuelle Meldungen rund um den Klimawandel in Österreich: Gletscherschwund, Mikrobiome im Boden, Trockenheit im Wald, Starkregen und Waldbrandgefahr.
Gletscherbericht: „Das ganze Eissystem zerbricht“
227,5 Meter – diesen Rekordwert melden Wissenschaftler aus dem Ötztal. Der Rückgang der alpinen Gletscher legt an Tempo zu.
Der aktuelle Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins zeichnet ein alarmierendes Bild: Fast alle gemessenen Gletscher zogen sich im Gletscherhaushaltsjahr 2023/24 zurück – im Durchschnitt um 24,1 Meter. Ein außergewöhnlich warmes Jahr (1,9°C zu warm) und überwiegende Trockenheit sorgten für den dritthöchsten Rückzugswert in der 134-jährigen Geschichte des Gletschermessdienstes. Die größten Längenverluste mussten die Gletscher in den Ötztaler Alpen hinnehmen: Minus 227,5 Meter beim Sexegertenferner, gefolgt vom Taschachferner mit -176,0 Metern und dem Gepatschferner mit -104 Metern. Alle aktuellen, aber auch historischen Messdaten sind erstmals interaktiv über den “Gletschermonitor” des Österreichischen Alpenvereins abrufbar.

Das Schwinden der Gletscher verläuft in einem Tempo, das noch vor wenigen Jahren als unwahrscheinlich eingestuft worden wäre. So hat die Pasterze unter dem Großglockner im Vorjahr nicht weniger als 13,12 Millionen Kubikmeter Eis verloren – dies entspricht einem Würfel, dessen Seitenlänge etwa die Höhe des Donauturms hat. Mit dem Verlust dieser Menge an Eis sind auch 11,81 Millionen Kubikmeter Wasser zu Tal geronnen.
Gletschermessungen gibt es seit 1891. Im Vorjahr wurden die Messungen wissenschaftlich betreut vom Institut für Geographie und Raumforschung der Universität Graz. 90 Gletscher wurden untersucht, die Begehungen fanden zwischen Mitte August und 27. Oktober des Vorjahres statt. Die für den Alpenverein ehrenamtlich tätigen Wissenschaftler sind sich einig, dass die Gletscher in den österreichischen Alpen „in längstens 40, 50 Jahren Geschichte sein werden“. Und schon davor werden die letzten Reste dessen, was vor Jahrzehnten noch „ewiges Eis“ genannt worden ist, kaum noch als „Gletscher“ bezeichnet werden können.
Die Vereinten Nationen haben 2025 zum „Internationalen Jahr der Erhaltung der Gletscher“ erklärt. Außerdem wird am 21. März zum ersten Mal der „Welttag der Gletscher“ begangen – auch hierzulande. An verschiedenen Orten weisen künftig auch Wegweiser darauf hin, wann ein Gletscher vermutlich als solcher nicht mehr erkennbar sein wird. Der Klimawandel sorgt nämlich verlässlich dafür, dass selbst das hochalpinste Eis in unseren Breiten bald quasi verschwunden sein wird.
Linksammlung zum Thema: https://www.un-glaciers.org/en/, https://www.polarresearch.at, https://goodbye-glaciers.info, https://imc2025.info, https://www.absammuseum.at
Wie verborgene Verbündete unsere Äcker wieder in Ordnung bringen
Für gesunde Lebensmittel braucht es gesunde Böden. Heimische Äcker sind aber oft schwer ausgelaugt. Zielgerichtete Eingriffe in das Mikrobiom versprechen Abhilfe. Die Herausforderungen für die Landwirtschaft nehmen zu.

Neben dem Klimawandel bergen auch stellenweise stark degradierte Böden Hürden. Forschende arbeiten nun daran, das Potenzial von Mikroorganismen für die landwirtschaftliche Produktion zu nutzen.
Der Chemiker Fritz Haber erfand Anfang des 20. Jahrhunderts das Verfahren, mit dem wir atmosphärischen Stickstoff in eine für Pflanzen nutzbare Form bringen. Habers Stickstoffdünger ist Ernährungsgrundlage unzähliger Menschen, ermöglicht er doch die für unsere Weltbevölkerung nötigen Ernten. Während heute ein Großteil der Stickstoffatome in unseren Körpern aus Habers Verfahren stammt, ging der Erfinder als Vater des deutschen Gaskriegs in die Geschichtsbücher ein. Haber als Ernährer der modernen Welt brachte ihr auch den Schrecken des industrialisierten Tötens.
Partner für Pflanzen und Boden
Auch Habers scheinbar harmloser Dünger besitzt Schattenseiten: Landet er auf dem Acker, steht der Stickstoff nicht nur den Pflanzen zur Verfügung, sondern auch dem Mikrobiom: „Dabei handelt es sich um mikrobielle Gemeinschaften, die zusammen in einer bestimmten Umgebung leben und interagieren“, erklärt Gabriele Berg. Die Professorin für Umweltbiotechnologie an der Technischen Universität Graz ist eine der führenden Expertinnen für Mikrobiome. „Diese Communitys bestehen aus Bakterien, Archaeen, Pilzen und Algen, werden aber auch durch nichtlebende Umweltbedingungen bestimmt.“
Mikrobiome sind allgegenwärtig – nicht nur im menschlichen Darm. Auch auf und in Pflanzen spielt die Gemeinschaft winziger Organismen eine bedeutende Rolle.
Diese verborgenen Gemeinschaften fristen überall ihr heimliches Dasein: auf unserer Haut, in unseren Därmen, in und auf Pflanzen – und eben auch im Boden. Dort spielen Mikroben in unterschiedlichen Stoffkreisläufen eine Rolle und gehen vielfältige Symbiosen ein. Auch mit Pflanzen ist diese Zusammenarbeit intensiv, wie Berg weiß: „Manche Pflanzen können ohne bestimmte Mikroben nicht keimen.“

Mikroskopischer Flächenbrand
Welche Folgen hat das Wegfallen der Stickstoff-Mikroben? Zum einen werden Pflanzen abhängig von Düngung. „Zum anderen besetzen schnell wachsende Mikroorganismen die Lücken im Mikrobiom“, sagt Berg. Die verringerte Biodiversität der mikrobiellen Gemeinschaften reduziere in weiterer Folge den Schutz gegen Krankheitserreger.
Ähnliches gilt für das Ausbringen von Pestiziden oder die Verunreinigung der Felder mit Mikroplastik – Stichwort Foliengemüse –, die ebenfalls das Mikrobiom schädigen, wodurch es wichtige Aufgaben nicht mehr übernehmen kann. Die intensive Landwirtschaft hat sich so in eine Abwärtsspirale manövriert: Die für industrielle Erträge notwendigen Eingriffe haben die Mikrobiome so stark geschädigt, dass immer mehr gedüngt und gespritzt werden muss, damit Pflanzen normal gedeihen.
„Unsere Böden sind chronisch krank. Und diese Situation wird sich früher oder später auch zum Menschen fortpflanzen, bekommen wir doch einen nicht unwesentlichen Teil unseres Mikrobioms durch die Ernährung.“ Die Situation ist düster, aber nicht aussichtslos. Wie Berg und ihr Team herausgefunden haben, erholen sich Mikrobiome, wenn die intensive Düngung eingestellt wird.
Viele Maßnahmen für klimafitten Wald nötig
Heiße Sommer, milde Winter, Starkregen und Stürme – der Klimawandel und damit einhergehende Wetterextreme fordern die heimischen Wälder zunehmend. Die Folgen der Klimaerwärmung bedrohen die Gesundheit und Widerstandskraft des Waldes, sagen Expertinnen und Experten. Um die Wälder gesund und klimafit zu halten, braucht es viele Maßnahmen, die bereits Jahrzehnte im Voraus umgesetzt werden müssen.
Österreich ist nicht nur ein Land der Berge, Äcker und Dome, sondern vor allem ein Land der Wälder. Rund 48 Prozent der gesamten österreichischen Staatsfläche sind mit Wald bedeckt. Im Bundesland Salzburg sind es sogar mehr als 51 Prozent. Die heimischen Wälder prägen das heimische Landschaftsbild.

Trockenheit setzt Wäldern stark zu
Die häufiger auftretenden Wetterextreme machen Österreichs Wäldern zunehmend zu schaffen, bestätigt Thomas Kirisits, Leiter des Instituts für Forstentomologie, Forstpathologie und Forstschutz an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien: „Vor allem ausgedehnte Trockenperioden, die häufiger vorkommen als früher, setzen den Wäldern stark zu, genauso wie Sturm oder auch Starkregen.“

Dabei würden Wetterextreme den Wald gleich in zweierlei Hinsicht belasten: „Einerseits direkt, weil manche Bäume bei Trockenheit so gestresst sind, dass sie allein dadurch absterben, und andererseits kommen dann indirekt gewisse Schadorganismen ins Spiel, die den Bäumen anderweitig zusetzen. Hier ist vor allem der Borkenkäfer zu erwähnen, der sich bei Totholz – auch durch Windwürfe – rasch ausbreiten kann und einen guten Nährboden findet“, so Kirisits.
Klimawandel verstärkt Starkregen
Starkregenereignisse sind in Österreich in den vergangenen 40 Jahren intensiver geworden. Vor allem kurzfristige Extremniederschläge haben aufgrund der Klimaerwärmung stark zugenommen – auch kleinräumige Hochwasserereignisse treten deshalb zunehmend auf, berichtet ein Konsortium von drei österreichischen Universitäten im prestigeträchtigen Fachjournal „Nature“.
Im Vergleich zum Jahr 1980 bringen kurzfristige Starkregenereignisse in Österreich heute merklich mehr Niederschlag mit sich. Das zeigt eine Analyse zweier über hundert Jahre laufender Messreihen, die ein Team von österreichischen Experten und Expertinnen im Fachjournal „Nature“ vorstellt. Vor allem bei großen, rasch auftretenden Niederschlagsmengen gibt es einen „starken Aufwärtstrend“, sagt der Hydrologe Günter Blöschl. Sie bringen mittlerweile durchschnittlich um 15 Prozent mehr Wasser. Der Grund sind höhere Temperaturen.

Dass es eine Studie mit komplett aus Österreich kommenden Daten, ausgewertet von Forscherinnen und Forschern der Technischen Universität (TU) Wien, der GeoSphere Austria, vom Landwirtschaftsministerium und der Universität Graz, in das Fachblatt „Nature“ schafft, passiert nicht oft. In dem Fall handle es sich aber um Erkenntnisse, die für weite Teile der Erde – und vor allem für die mittleren Breiten – Gültigkeit haben, erklärt Blöschl von der TU Wien. Man zeige hier, wie sich die gestiegenen Temperaturen auf regionaler Ebene auswirken und was das für die Hochwassersituation bedeutet.
Zwei Messreihen über mehr als 100 Jahre
Da in Österreich der Niederschlag über mehr als hundert Jahre hinweg von zwei unabhängigen Stellen – der GeoSphere Austria, der einstigen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), und vom Hydrografischen Dienst – akribisch parallel dokumentiert wird , lasse sich das hierzulande detailliert untersuchen.
Bundesweit gibt es insgesamt 883 Messstationen, von denen 163 auch stündlich Niederschlagswerte erheben. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten so entsprechend genaue Messreihen vom Jahr 1900 bis ins Jahr 2023 analysieren. Das gebe es so kein zweites Mal, so der Hydrologe.
Klimaerwärmung bringt mehr kurze Starkregen
Dementsprechend wird schon länger angenommen, dass sich kurzfristige Niederschlagsereignisse verstärken müssten. Genau festmachen konnte man das aber auf diesem Niveau nun zum ersten Mal, so der Hydrologe. Denn in Österreich lassen sich aus den Daten sogar stündliche Regenmengen ab dem Jahr 1950 ablesen.
Regionales Hochwasserrisiko steigt
Wenn kurzfristige Starkniederschläge stärker zunehmen als länger andauernde intensive Regenphasen, steigt das Hochwasserrisiko, wobei verschiedene Regionen unterschiedlich stark betroffen sind. Entlang kleinerer Flüsse mit kleineren Flusseinzugsgebieten könne es bei heftigen Gewittern häufiger zu Überflutungen und Sturzfluten kommen. Das zeige sich auch bereits in den heimischen Daten. „Solche Ereignisse produzieren aber kein Hochwasser in der Donau“, sagt Blöschl.
Es müsse mehr über regionalen Hochwasserschutz nachgedacht und genau analysiert werden, wie sich nochmals intensivere, kurze Starkregenereignisse in einer spezifischen Region auswirken. Denn mit der Erderwärmung nehme die Intensität von Starkniederschlägen im gesamten Bundesgebiet zu.
Brennendes Auto löste Waldgroßbrand aus
Ein Waldbrand im Raxgebiet bei Schwarzau im Gebirge (Bezirk Neunkirchen) hat am 8. März für einen Feuerwehr-Großeinsatz gesorgt. Ursache soll ein brennendes Auto gewesen sein. Der Brand wurde durch negative Einflüsse aufgrund des Klimawandels stark befeuert. Die Löscharbeiteten waren extrem schwierig.
Das Feuer dürfte gegen 10.00 Uhr durch ein brennendes Auto ausgelöst worden sein, teilte Feuerwehrsprecher Klaus Stebal mit. Durch den starken Wind griffen die Flammen auf ein nahes Waldstück über. Von dort breitete sich der Brand bedingt durch Wind und Trockenheit großflächig aus. Circa fünf bis zehn Hektar waren betroffen.
340 Feuerwehrleute waren im Einsatz, darunter zwei Züge des Katastrophenhilfsdiensts sowie der Flugdienst und der Sonderdienst Waldbrand des Landesfeuerwehrkommandos. Bis zu fünf Löschhubschrauber halfen bei der Brandbekämpfung. Das großteils mit Föhren bewachsene steile Gelände machte es den Brandbekämpfern zusätzlich schwer.
Waldbrandgefahr derzeit sehr hoch
Der ungewöhnlich niederschlagsarme Winter sorgt derzeit für besonders große Trockenheit in den heimischen Wäldern und damit für große Brandgefahr. Davor warnten die Österreichischen Bundesforste (ÖBf).
In Niederösterreich gelten in den Bezirken Baden und Mödling Waldbrandverordnungen. Das Entzünden von Feuern, das Grillen sowie das Rauchen sind ausdrücklich verboten. Ebenso das Wegwerfen von Gegenständen wie Zigaretten und Glasflaschen, die durch ihre Brennglaswirkung Brände verursachen können.
Quellen: 07.03.2025 – Klimawandel schreitet voran Alpenverein | „Gletscherschutz-Jahr“ wird in Österreich mit vielen Events begangen | Gletscherbericht: „Das ganze Eissystem zerbricht“ – DiePresse.com | Wie verborgene Verbündete unsere Äcker wieder in Ordnung bringen – Forschung Spezial – derStandard.at › Wissenschaft | Viele Maßnahmen für klimafitten Wald nötig – salzburg.ORF.at | Österreich: Klimawandel verstärkt Starkregen – science.ORF.at | Brennendes Auto löste Waldgroßbrand aus – noe.ORF.at