Er wurde am 19. Februar 1927 in Pressburg geboren und starb am 1. April 2021 in Wien. 

Durch seine Art, komplizierte politische und wirtschaftliche Zusammenhänge auch für interessierte Laien verständlich zu erklären, wurde er zu einem der bedeutendsten Journalisten in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Hugo Portisch verbrachte seine Schulzeit in Pressburg, wo er auch das deutsche Gymnasium besuchte.

Er studierte dann an der Universität Wien Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik und schloss 1951 das Studium mit der Dissertation Das Zeitungswesen und die öffentliche Meinung in den Vereinigten Staaten von Nordamerika vor und während des Bürgerkrieges 1861–1865 als Dr. phil. ab. 

Verheiratet war Portisch mit Gertraude Portisch, einer Autorin von Kinderbüchern, die sie unter ihrem Geburtsnamen Traudi Reich veröffentlichte. Das Ehepaar lebte in Wien und der Toskana. Der gemeinsame Sohn Edgar lebte und arbeitete in Madagaskar, wo er 2012 an den Folgen einer Tropenkrankheit starb. Gertraude Portisch starb am 23. Jänner 2018, im 98. Lebensjahr. 

Journalistischer Werdegang

1950 war er einer von zehn ausgewählten österreichischen Journalisten, die auf Kosten der USA den sechsmonatigen Journalistenkurs „School of Journalism“ an der University of Missouri in den Vereinigten Staaten absolvieren durften, und arbeitete dabei als Praktikant unter anderem bei der New York Times und der Washington Post, bis heute renommierten Blättern.

1953 wurde Portisch stellvertretender Leiter des beim Generalkonsulat angesiedelten österreichischen Informationsdiensts in New York. 

1954 lud ihn Hans Dichand ein, am Neuen Kurier mitzuarbeiten, 1958 machte ihn Eigentümer Ludwig Polsterer zum Chefredakteur als Nachfolger Dichands. Während seiner Zeit beim Kurier war er auch beim Bayerischen Fernsehen tätig. Nach dem Rundfunkvolksbegehren 1964, das er beim Kurier mit Rückendeckung Polsterers gemeinsam mit anderen Zeitungsherausgebern initiierte, holte ihn der neue ORF-Generalintendant Gerd Bacher 1967 zum Österreichischen Rundfunk, wo Portisch als Chefkommentator fungierte. Lange Jahre war er später Auslandskorrespondent des ORF in London. Neben diesen Tätigkeiten verfasste er Bücher über seine weltweiten Reisen wie So sah ich ChinaSo sah ich Sibirien und andere, die zum Teil Bestseller wurden. Seine Berichte aus fernen Ländern wurden legendär.

Ehrenzeichenüberreichung an Hugo Portisch (2019) Foto: BMEIA

Im Jahre 1991 schlug man ihn als Nachfolger des scheidenden Bundespräsidenten Kurt Waldheim vor. Die konkurrierenden Parteien SPÖ und ÖVP wären sogar bereit gewesen, Hugo Portisch gemeinsam bei der Kandidatur zu unterstützen. Portisch zeigte sich ob des Vertrauensbeweises geehrt, lehnte jedoch mit Verweis auf die protokollarischen Einengungen, die mit dem Amt verbunden sind, dankend ab.  

Portisch erhielt zahlreiche Journalistenpreise und Auszeichnungen. 2018 wurde er zum Wiener Ehrenbürger ernannt, 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik. 

Politik kondoliert: „Erklärer der Nation“

Der ORF trauert um einen „seiner klügsten Journalisten, Analytiker des Weltgeschehens und einen der vehementesten Proponenten für einen reformierten Rundfunk“. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sah in Portisch eine „der ganz großen Persönlichkeiten unseres Landes“. Mit ihm verliere Österreich einen „Jahrhundertjournalisten“. Portisch sei für Generationen der Erklärer der Nation gewesen. „Er hat nicht nur Zeitgeschichte erzählt und erklärt, Hugo Portisch selbst ist ein Teil österreichischer Zeitgeschichte“, so der Bundeskanzler. 

Stadt Wien sichert Portisch ein Ehrengrab

Hugo Portisch (2015) Foto: Alfred Pertl

Die Stadt Wien sichert dem „Journalisten-Doyen“ ein Ehrengrab, wie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer Aussendung mitteilte. „Er war ein Vorbild für Generationen kritischer Journalisten. Keine und keiner erklärte so gut wie er komplizierte politische Zusammenhänge“, sagte Ludwig.

Bekannt wurde Hugo Portisch durch seine Bücher und die daraus resultierenden Fernsehsendungen. Weltpolitisches wie Friede durch Angst (1969) und Die deutsche Konfrontation (1974) wurden große Erfolge. Überaus erfolgreich wurden die Bücher und Fernsehserien Österreich I (1989) und Österreich II (1981–1995), in denen er die Geschichte der Ersten und Zweiten Republik allgemein verständlich sehr anschaulich dargestellt hat. 2014/2015 wurden einige dieser Sendungen neu herausgebracht und von Portisch aktuell kommentiert. Die DVD zu Österreich I erreichte Platin- und die DVD zu Österreich II Gold-Status. 

Anlässlich des Jubiläumsjahres 2005 produzierte er die Dokumentarserie Die Zweite Republik – eine unglaubliche Geschichte für den ORF, in der Dokumente gezeigt und erklärt werden, die bei seinen vorherigen Dokumentationen noch unter Verschluss anderer Staaten, vor allem Russlands, waren.

Hugo Portisch liest aus Die Olive & wir (2009) Foto: Manfred Werner

Weiters war Hugo Portisch auch ein anerkannter Spezialist für Pilze. Mit seiner Frau hat er ein Buch übers Pilze suchen veröffentlicht und präsentierte den ORF-Film aus der Dokumentations-Reihe Universum Das geheimnisvolle Leben der Pilze.

Im Herbst 2021 will der ORF III eine zweiteilige Dokumentation unter dem Titel Hugo Portisch – Russland und wir, basierend auf dem im September 2020 erschienenen gleichnamigen Buch, ausstrahlen. 

Links:

Commons: Hugo Portisch – Sammlung von Bildern

Porträt auf der ORF-Website

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