Im vergangenen Jahr hat sich die Zahl der Masernfälle in Österreich in etwa verdreifacht. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der MedUni Wien. Innerhalb Europas entwickelte sich Österreich zu einem regelrechten Masernhotspot. Der Hauptgrund sind zunehmende Impflücken – auch bei Erwachsenen.

Im vergangenen Jahr erkrankten in Österreich rund 550 Personen an Masern. Zwar erscheint diese Zahl auf den ersten Blick gar nicht so hoch, doch bei den Masern handelt es sich um eine hoch ansteckende Krankheit, die oft Komplikationen nach sich zieht, sagt Virologe Lukas Weseslindtner vom Zentrum für Virologe an der Medizinischen Universität (MedUni) Wien, wo sich auch das nationale Referenzlabor für Masern befindet. Bei jedem fünften Fall treten so schwere Symptome auf, dass die betroffene Person im Krankenhaus behandelt werden muss.
An Masern erkranken zunehmend auch Erwachsene
Doch warum steigt die Zahl der Masernfälle so stark an? Sind Kinder während und auch nach der CoV-Pandemie weniger geimpft worden? Hält der Immunschutz der Impfung einfach nicht lange genug an, müsste man auch als Erwachsener nachimpfen? Diese Fragen untersuchte ein Team um Weseslindtner im Rahmen einer noch nicht veröffentlichten Studie, die demnächst im Fachmagazin „Eurosurveillance“ publiziert wird.

Um die Antwort zu finden, analysierten die Forschenden mehr als 55.000 Serumproben und bestimmten die Antikörper im Blut. Anschließend bezogen sie die Antikörpermesswerte im Blut auf den jeweiligen Geburtsjahrgang. Hier zeigt sich bei Geburtsjahrgängen ab den 1970er Jahren, aber noch viel stärker ab den 1990er Jahren, eine Impflücke: Rund zehn Prozent der Menschen sind nicht oder nicht ausreichend immunisiert. Die Folge ist, dass auch Mitte 30- bis Mitte 50-jährige Personen erkranken.
Das durchschnittliche Alter der Menschen, die Masern bekommen, steigt, so der Virologe. Und von jenen, die erkranken, sind 95 Prozent gar nicht geimpft, alle anderen haben nur eine Teilimpfung erhalten.

Die Masern kommen zurück
Die Immunität in Österreich insgesamt sinkt, weil die Rate der nicht geimpften Personen steigt. „Die Masern kommen zurück, es wird Jahr für Jahr mehr Fälle geben“, sagt Lukas Weseslindtner. Außer man versucht, diese Impflücke zu schließen – insbesondere bei Personen im mittleren Alter.
Der Virologe empfiehlt, im eigenen Impfpass nachzusehen, ob man wirklich zwei Masernimpfungen erhalten hat. Falls der Impfpass nicht mehr vorhanden ist, kann man auch die Antikörper bestimmen lassen – das geht einfach im Rahmen einer Blutanalyse. Auch aus eigenem Interesse wäre es sinnvoll, eine möglicherweise versäumte Masernimpfung nachzuholen, so der Mediziner, weil eine Infektion oft schwerwiegende Folgen nach sich zieht. Impfen lassen könne man sich jederzeit – außer natürlich, wenn man Fieber hat und krank ist. Die Masernimpfung ist in Österreich kostenlos.
Quelle: Impflücken: Immunität gegen Masern sinkt in Österreich – science.ORF.at