Josef Taus ist tot. Der ehemalige ÖVP-Obmann, langjährige Nationalratsabgeordnete und Industrielle starb im Alter von 91 Jahren, wie der ehemalige Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl, ein langjähriger Weggefährte von Taus, am 14. Dezember mitteilte. Die heimische Politik würdigte den Politiker und Unternehmer als eine prägende Persönlichkeit.
Die angestrebte Kanzlerschaft blieb ihm verwehrt. Turbulent – aber umso erfolgreicher – gestaltete sich die wirtschaftliche Karriere des gebürtigen Wieners. Dabei war dem 1933 in Wien geborenen Taus der Weg zum Politiker und Unternehmer keineswegs in die Wiege gelegt. Er entstammte einfachsten Verhältnissen, der Vater war Fleischergehilfe und die Familie nach Wien gezogen, nachdem sie den Hof in Niederösterreich aufgegeben hatte.
Anders als sein Vater konnte Taus ein Gymnasium besuchen, wo er 1951 maturierte. Anschließend absolvierte er ein Jusstudium und die Hochschule für Welthandel in Wien. Sein Studium finanzierte er sich selbst, er arbeitete unter anderem als Schwimmlehrer und Croupier. Später war er eine Zeit lang Wirtschaftsredakteur bei der „Wiener Zeitung“.
CV und ÖAAB
In der Nazi-Zeit hatte Taus nach eigenen Angaben die Verbindung zur katholischen Kirche gesucht. Als Student trat er dem Cartellverband (CV) bei und war im Österreichischen Arbeiter- und Angestelltenbund (ÖAAB) aktiv. Bereits damals schrieb er Reden für die damaligen ÖVP-Finanzminister Eduard Heilingsetzer und Josef Klaus.
Direkt in die Politik ging es für Taus nach dem Studium aber nicht. Er arbeitete zwei Jahre als Sachbearbeiter am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung und wechselte von dort zur Girozentrale der Österreichischen Sparkassen AG.
Jahrelang an Spitze von ÖIG
1968 wurde er dort auch Vorstandsvorsitzender. Zu diesem Zeitpunkt hatte er freilich bereits die ersten Erfahrungen in der Spitzenpolitik hinter sich. Klaus hatte Taus 1966 als Staatssekretär für Verkehr und verstaatlichte Industrie in seine ÖVP-Alleinregierung geholt. Den Posten hatte Taus allerdings nur ein Jahr inne. 1967 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender der Österreichischen Industrieverwaltungsgesellschaft (ÖIG).
Er blieb auch auf diesem Posten, als die ÖIG 1970 zur Österreichischen Industrieverwaltungsaktiengesellschaft (ÖIAG) wurde und Bruno Kreisky (SPÖ) die Kanzlerschaft übernahm. Taus war auch beim politischen Gegner als Wirtschaftsexperte angesehen.
Herausforderer Kreiskys
1975 brach dann die Politik noch einmal richtig über Taus hinein. Er übernahm kurzfristig den Vorsitz der ÖVP, nachdem der bisherige Obmann Karl Schleinzer bei einem Autounfall tödlich verunglückt war. Zweimal versuchte er bei Wahlen die SPÖ-Kanzlerschaft von Kreisky zu beenden – ohne Erfolg.
In Erinnerung blieb Taus’ Fernsehduell gegen Kreisky im Wahlkampf 1975. Der damalige Kanzler und Politroutinier ließ den frischgebackenen ÖVP-Obmann mehrmals ins rhetorische Messer laufen. Nach vier Jahren gab Taus 1979 die ÖVP-Obmannschaft an Alois Mock ab. Er sollte aber noch zwölf weitere Jahre für die ÖVP als Abgeordneter im Nationalrat sitzen.
Kaufen und sanieren
Trotz seiner Abgeordnetentätigkeiten war Taus stark in der Privatwirtschaft tätig. Er hatte Spitzenpositionen in der 1969 vom Industriellen Herbert Turnauer gegründeten Constantia Industrieholding AG inne, von 1986 bis 1989 war er dort auch im Vorstand.
Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen Manfred Leeb und Herbert Liaunig verließ Taus Ende der 1980er Jahre Turnauers Konzern. Er gründete mit ihnen die Management Trust Holding (MTH), die sie später auch an die Börse führten. Zehn Jahre lang war Taus im Vorstand der MTH, danach wechselte er in den Aufsichtsrat.
Über die MTH sollten vor allem angeschlagene Firmen aufgekauft und saniert werden – mit wechselndem Erfolg. So scheiterte das Unternehmen etwa an der Sanierung des oberösterreichischen Motorradbauers KTM. Auch einer Beteiligung am börsennotierten Wiener Elektronikunternehmen AKG war kein dauerhafter Erfolg vergönnt.
Bis ins hohe Alter aktiv
Nach der Libro-Pleite übernahm die MTH 2002 den Buch- und Papierhandelskonzern und sicherte somit seine Fortführung. Auch der 2004 erworbene Büroartikeldiscounter Pagro ist nach wie vor im Portfolio der MTH.
2014 nahm Taus seine Unternehmensgruppe von der Börse – aufgrund gesundheitlicher Probleme zog er sich zugunsten seines Schwiegersohns Martin Waldhäusl später aus der Führung zurück. Er blieb aber bis ins hohe Alter unternehmerisch aktiv und soll dabei wesentliche Teile der Kontrolle über seine Unternehmungen gehalten haben.
Würdigungen und Anteilnahme aus Politik
Taus ist nach Claus Raidl und Hannes Androsch der dritte hochrangige Industrielle, der Anfang Dezember diesen Jahres gestorben ist. „Er war nicht nur eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit, sondern hat auch als Staatssekretär, Parlamentarier und Bundesparteiobmann der ÖVP die Entwicklung unserer Zweiten Republik mitgeprägt und mitgestaltet“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Stellungnahme.
Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer würdigte Taus in einer Aussendung ebenfalls als „prägende Persönlichkeit“. Taus habe „weite Teile seines Lebens dem Dienst an der Republik gewidmet“, so Nehammer. Würdigende Worte fanden unter anderen auch ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker, ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Kocher und Grünen-Chef und Beamtenminister Werner Kogler.
Betroffen äußerte sich auch das Nationalratspräsidium. Taus sei „ein Mann von Weitsicht und unermüdlichem Einsatz für unser Land“ gewesen, so Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ). Auch der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP) und die Dritte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) würdigten Taus und brachten ihre Anteilnahme zum Ausdruck.