Österreich entwickelt sich zunehmend zu einem Hotspot für innovative KI-Forschung und -Anwendungen. Von weltweit beachteten Exzellenzclustern bis hin zu großen Infrastrukturprojekten wie der „AI Factory Austria“ – das Land investiert gezielt in eine zukunftsfähige, verantwortungsvolle KI-Entwicklung. Gleichzeitig entstehen Initiativen wie das EU-Projekt CERTAIN zur Sicherstellung ethischer Standards und der verantwortungsvollen Nutzung von KI. Auch führende Unternehmen wie Microsoft sehen großes Potenzial: Microsoft Österreich CEO Hermann Erlach spricht von einem möglichen Wachstumsschub von bis zu 18 Prozent durch den Einsatz künstlicher Intelligenz. Gemeinsam zeichnen diese Entwicklungen ein klares Bild: Österreich will nicht nur mitspielen – es will im globalen KI-Wettbewerb ganz vorne mit dabei sein.

KI-Modell aus Österreich soll ChatGPT und Co deutlich übertrumpfen
Im neuen Exzellenzcluster „Bilateral AI“ unter Leitung von KI-Pionier Sepp Hochreiter soll eine intelligentere Form künstlicher Intelligenz entstehen. Ziel ist es, durch die Kombination von zwei KI-Ansätzen – dem datenbasierten maschinellen Lernen (subsymbolisch) und wissensbasiertem Schlussfolgern (symbolisch) – Systeme zu entwickeln, die sich flexibel an neue Situationen anpassen und über ein tieferes Weltverständnis verfügen.
Die Forschung soll eine sogenannte „Broad AI“ ermöglichen, die besser mit Abstraktionen umgehen und komplexe Probleme lösen kann – beispielsweise bei Reiseplanung oder nachhaltiger Hausrenovierung. Anders als heutige KI-Systeme wie ChatGPT, denen logisches Denken und echtes Weltwissen fehlen, soll „Bilateral AI“ realistischer denken können – etwa erkennen, dass ein vom Wind verwehtes Objekt kein ernsthaftes Hindernis ist.
Der Cluster vereint österreichische Spitzeninstitutionen wie die TU Wien, TU Graz, ISTA, Uni Klagenfurt und WU Wien. Gefördert wird das Projekt im Rahmen von „excellent=austria“ mit 33 Millionen Euro über fünf Jahre, eine Verlängerung auf zehn Jahre mit bis zu 70 Millionen Euro ist möglich.
Hochreiter sieht einen Wandel in der KI-Entwicklung: Weg von riesigen Modellen hin zu spezialisierten, kleineren Lösungen, die für industrielle Anwendungen geeignet sind – hier sieht er Chancen für Europa.
Standards für ethische KI in Europa setzen
Im EU-Projekt CERTAIN arbeitet ein Forschungsteam der Fachhochschule St. Pölten an neuen Maßnahmen zur Sicherung ethischer und regulatorischer Standards im Bereich der künstlichen Intelligenz. Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die Organisationen und Unternehmen dabei unterstützen, die europäischen Vorschriften für die KI-Entwicklung und den verantwortungsvollen Umgang mit Daten schnell und kostengünstig einzuhalten.

Künstliche Intelligenz verändert derzeit alle Bereiche unseres Lebens. In Zukunft werden viele Prozesse entweder teilweise oder vollständig durch KI gesteuert werden, weshalb es sehr wichtig ist, einen Leitrahmen für die verantwortungsvolle Entwicklung von KI-Anwendungen zu schaffen. Das Team des neuen Projekts CERTAIN (Certification for Ethical and Regulatory Transparency in Artificial Intelligence) arbeitet auf dieses Ziel hin.
„In CERTAIN wollen wir Tools entwickeln, die KI-Systeme transparent und überprüfbar machen, entsprechend den Anforderungen des KI-Gesetzes der EU. Unser Ziel ist es, praxistaugliche Lösungen zu entwickeln, die Unternehmen helfen, gesetzliche Anforderungen effizient zu erfüllen und das Vertrauen in KI-Technologien nachhaltig zu stärken“, betont Sebastian Neumaier, Projektleiter und Senior Researcher am Institut für IT-Sicherheitsforschung der Fachhochschule St. Pölten.
Über das EU-Projekt CERTAIN
Das Forschungsprojekt „CERTAIN – Certification for Ethical and Regulatory Transparency in Artificial Intelligence“ wird unter der externen Leitung von Idemia Identity & Security France in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule St. Pölten und 19 Partnern aus zehn europäischen Ländern durchgeführt. Das Projekt bringt ein vielfältiges Konsortium aus führenden Industrieunternehmen, akademischen Einrichtungen und Forschungsorganisationen zusammen.
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie auf den folgenden Websites:
· https://research.fhstp.ac.at/projekte/certain
· https://www.linkedin.com/company/certain-project/
Über die Bedeutung von Kooperation und Menschenrechten im digitalen Zeitalter
Mit interdisziplinärer Forschung zu neuen Erkenntnissen über die Dynamik menschlicher Entscheidungen und Wechselwirkungen zwischen Technologie und Menschenrechten.

Die fünfte Antrittsvorlesung der IT:U im Rahmen der „First Lecture“-Reihe fand am Mittwoch, 2. April 2025 mit den Gründungsprofessoren Christian Hilbe, Professor of Game Theory and Evolutionary Dynamics, und Ben Wagner, Professor of Human Rights and Technology, statt. Einerseits wurde beleuchtet, wie und warum Menschen zusammenarbeiten und welche treibenden Kräfte hinter sozialen Entscheidungen stehen. Zum anderen ging es um die Frage, wie Technologieentwicklung und Menschenrechte im Einklang bleiben können. In beiden Fällen ist interdisziplinäre Grundlagenforschung zum Erkenntnisgewinn unabdinglich.
„Interdisziplinäre Grundlagenforschung ist wichtig, um die komplexen Zusammenhänge zwischen sozialen Normen, menschlichem Verhalten und technologischer Entwicklung zu verstehen. Während die Spieltheorie die Logiken hinter Entscheidungen untersucht und aufzeigt, wie diese unser Verhalten prägen, stellt die digitale Transformation unser Verständnis von Demokratie und Menschenrechten auf den Prüfstand. Die beiden First Lectures haben deutlich unterstrichen, dass wir nur durch die Kombination von Wissen aus verschiedenen Disziplinen nachhaltige Lösungen finden können. Aus diesem Grund sehen wir an der IT:U die Werkzeuge der Künstlichen Intelligenz als Möglichkeit und Chance eine verantwortungsvolle Zukunft in verschiedensten Bereichen mitzugestalten“
, so IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt.
Die Dynamik sozialen Verhaltens
IT:U Gründungsprofessor Christian Hilbe gab Einblicke, wie und warum Menschen kooperieren. Er stellt die folgende grundlegende Frage in den Mittelpunkt: Was treibt unsere sozialen Entscheidungen an? Durch den Einsatz von Spieltheorie, mathematischer Modellierung und Verhaltensexperimenten analysiert er die Mechanismen, die hinter Vertrauen, wechselseitigem Verhältnis und Zusammenarbeit stehen. Ein konkretes Beispiel ist Fairness in Teams: Wie lässt sich die Arbeitslast unter Menschen mit verschiedenen Fähigkeiten und unterschiedlicher Motivation fair verteilen? Das erstaunliche Ergebnis der Forschung zeigt, dass auch eine ungleichmäßige Aufgabenverteilung fair und erfolgreich sein kann.
„Es gibt so viele wichtige Fragen, die nur durch interdisziplinäre Kooperationen aus verschiedenen Bereichen angegangen werden können. Zum Beispiel, wenn wir die Dynamik menschlichen Verhaltens modellieren, bauen wir auf dem Fachwissen aus Psychologie, Ökonomie und Philosophie auf, aber wir benötigen auch die Werkzeuge aus der Informatik, Physik und Mathematik“
, äußert sich Christian Hilbe, Professor of Game Theory and Evolutionary Dynamics, über die Bedeutung von Interdisziplinarität.
Die „First Lectures“ – ein neues Format – innovativ, interdisziplinär und interaktiv
Das Format der „First Lecture“ bietet spannende Einblicke in die elf Forschungsgruppen der IT:U, Österreichs jüngster Technischer Universität, die sich – basierend auf interdisziplinärer Forschung und projektbasiertem, personalisiertem Lernen – der digitalen Transformation widmet, diese proaktiv gestaltet und lösungsorientiert vorantreibt. Alle Termine werden über www.it-u.at sowie auf Social Media vorab bekanntgegeben und laden mit Voranmeldung zur Teilnahme vor Ort sowie online ein.
Alle Antrittsvorlesungen zum Nachsehen: Inaugural Lecture – YouTube
(Inter-)Professional Transformations: Why Process Matters
Wie können wir mit KI die Hochschulbildung revolutionieren – mit Sebastian Dennerlein (Assistant Professor of Digital Transformation in Learning) und weiteren Expert:innen
Datum: 29.04.2025, 17:00 Uhr
Art: Vorträge und Diskussionen
Ort: Online / IT:U
Altenberger Straße 66c
4040 Linz
Österreich
AI Factory Austria (AI:AT) stärkt nationales KI-Ökosystem
Eine neue, groß angelegte Initiative namens „AI Factory Austria“ (AI:AT) wird das österreichische Ökosystem der Künstlichen Intelligenz (KI) nachhaltig positiv beeinflussen.

Wie am 12. März 2025 offiziell bekanntgegeben wurde, ist die Finanzierung durch das European High Performance Computing (EuroHPC) Joint Undertaking Programm der EU gesichert.
Das Projektkonsortium, bestehend aus Advanced Computing Austria (ACA), dem AIT Austrian Institute of Technology und einem starken Netzwerk aus akademischen und industriellen Partnern, wird für die AI Factory eine hochmoderne Computing-Infrastruktur und Basisstrukturen für einen umfassenden, über die Factory hinaus reichenden KI-Hub schaffen. Dieser integrierte Ansatz fördert Innovation, stärkt KI-Know-how und unterstützt sowohl die österreichische als auch die europäische Wettbewerbsfähigkeit in der globalen Technologielandschaft.
“Mit dem gemeinsamen Aufbau eines KI-optimierten Supercomputers und eines AI Factory Hubs schaffen wir die Grundlage für leistungsfähige, vertrauenswürdige KI-Anwendungen in ganz Österreich. Die AI Factory Austria wird als Netzwerkknoten sicherstellen, dass alle relevanten Akteure – von Forschung bis Wirtschaft – effizient zusammenarbeiten und so den Innovationsstandort Österreich nachhaltig stärken”, so AIT Scientific Director Andreas Kugi.
AI Factory Hub und Dienstleistungen
Neben dem Hardware-Upgrade wird auch ein physischer AI Factory Hub als One-Stop-Shop, Coworking-Space und Community-Zentrum eingerichtet, der mit rund 60 geplanten Mitarbeitenden Services in folgenden Bereichen anbietet:
- Community-Support und Ökosystem-Auf- bzw. Ausbau: Zentraler Meeting-Point für Projektteams, Berater und Partner.
- Operative Unterstützung: Niederschwelliger Zugang zur KI-Infrastruktur von ersten Pilotprojekten bis hin zu produktiven Workloads.
- Innovationsunterstützung: Beschleunigte Produktentwicklung durch Proof-of-Concept-Begleitung und Beratung.
- Training und Kapazitätsaufbau: Umfassende Schulungsangebote, die von Einsteigerkursen bis zu spezialisierten Masterclasses reichen.
Anwendungsfälle und Wirkung
AI:AT fördert sektorübergreifende Projekte in Bereichen wie Biotechnologie, Nachhaltigkeit sowie Energie und Produktionseffizienz. Ein zentraler “One-Stop-Shop” ermöglicht es besonders KMUs und Start-ups, von Supercomputing-Ressourcen und fachkundiger Betreuung zu profitieren. Parallel sorgen klare Leitlinien sowie sichere Datenumgebungen für eine vertrauenswürdige und ethische KI-Entwicklung.
Links:
- EuroCC Austria (stellvertretend für ACA): https://eurocc-austria.at/news/ai-factory-austria
- Austrian Institute of Technology (AIT): https://www.ait.ac.at/ai-taskforce
- EuroHPC Presseaussendung (Englisch): https://eurohpc-ju.europa.eu/eurohpc-ju-selects-additional-ai-factories-strengthen-europes-ai-leadership-2025-03-12_en
CEO Microsoft Austria: „Österreich bringt derzeit einige der innovativsten KI-Anwendungsfälle hervor“
Zum 50-jährigen Jubiläum von Microsoft spricht Hermann Erlach, CEO von Microsoft Österreich, im Interview mit der Plattform LEADERSNET über die Chancen und Herausforderungen durch Künstliche Intelligenz. KI sei laut Erlach eine Basistechnologie mit ähnlich revolutionärem Potenzial wie das Internet. Österreich verfüge bereits über zahlreiche erfolgreiche Anwendungsbeispiele – etwa bei Spar, Strabag, Andritz, Uniqa oder in einem gemeinsamen Raumfahrtprojekt mit der European Space Agency (ESA).
Erlach sieht großes wirtschaftliches Potenzial: KI könne bis 2035 die Wertschöpfung in Österreich um bis zu 18 Prozent steigern. Mit der AI Innovation Factory in Wien sowie einem breiten Partnernetzwerk will Microsoft Unternehmen bei der Umsetzung unterstützen. Besonders KMUs könnten durch einfache Tools wie Copilot ohne große Investitionen profitieren. Als Beispiel nennt Erlach die EOS Steuerberatung, die ihre Beratungsleistung durch KI verbessert hat.
Wichtig sei, dass KI zur Chefsache wird. Erlach empfiehlt Führungskräften, neugierig zu bleiben, mit kleinen Projekten zu starten und Mitarbeitende mitzunehmen. Microsoft setze intern auf eine Kultur des „Growth Mindset“, die Kreativität und Innovation fördere. Der technologische Fortschritt, insbesondere im KI-Bereich, sei laut Erlach beispiellos – und Österreich habe jetzt die Chance, ihn aktiv mitzugestalten.
Quellen: KI-Modell aus Österreich soll ChatGPT und Co deutlich übertrumpfen – Innovationen – derStandard.at › Web | Standards für ethische KI in Europa setzen | Über die Bedeutung von Kooperation und Menschenrechten im digitalen Zeitalter | AI Factory Austria (AI:AT) stärkt nationales KI-Ökosystem | TU Wien | Interview mit Hermann Erlach – „Österreich bringt derzeit einige der innovativsten KI-Anwendungsfälle hervor“ » Leadersnet