Ab sofort ist Sigmund Freuds berühmte Couch wieder in der Berggasse 19 zu sehen  – als digitales Erlebnis via Smartphone.

1938 nahm Sigmund Freud seine Besitztümer mit ins Exil nach London. Heute erinnert die kahle Wand im Behandlungszimmer an seine Flucht und den Verlust von Kultur und Menschlichkeit im Nationalsozialismus. Nun kehrt die Couch mit einer Augmented Reality-Applikation für das Smartphone an ihren ursprünglichen Ort zurück – virtuell und vorübergehend.

DAS UNHEIMLICHE. Sigmund Freud und die Kunst

Eine Ausstellung des Sigmund Freud Museums in Kooperation mit der Kunsthalle Tübingen – konzipiert und kuratiert von Monika Pessler und Dr. Nicole Fritz, noch bis 4. November 2024 im Sigmund Freud Museum.

© Oliver Ottenschläger | Sigmund Freud Museum

Die Sonderausstellung im Sigmund Freud Museum zielt auf das Unheimliche – auf jene Gemütsregung, die einst Freuds Interesse weckte und in der Kunst seit jeher zum Bildgegenstand erhoben wird. In medialer Vielschichtigkeit verdeutlichen Werke von Louise Bourgeois, Heidi Bucher, Gregory Crewdson, Birgit Jürgenssen, Helmut Newton, Hans Op de Beeck, Stephanie Pflaum (im Schauraum Berggasse 19), Markus Schinwald, Esther Shalev-Gerz, Cindy Sherman, Jeff Wall, Kay Walkowiak und Francesca Woodman die aktuelle und wechselseitige Einwirkung von Psychoanalyse und Kunst.

So wie dieses spezifische Angstgefühl — nicht zuletzt angesichts der aktuellen Weltlage – an die Oberfläche des menschlichen Bewusstseins dringt, so schlägt es sich auch in der zeitgenössischen Kunst nieder. Die gezeigten internationalen Positionen begegnen dem Unheimlichen in metaphorischen Kompositionen von deformierten oder entblößten Körpern ebenso wie in hintergründigen Inszenierungen, die das Grauenerregende oft erst nach und nach erkennen lassen.

Auf die Fähigkeiten der Künste, dem Unheimlichen Ausdruck zu verleihen, verweist Freud schon 1919 in seinem gleichnamigen Text. Dabei erscheinen ihm insbesondere die Schilderungen der Dichtung sogar reichhaltiger als das tatsächlich Erlebte. Sowohl die von ihm angeführten Literaturbeispiele wie die Bedeutungsanalyse des Begriffs „unheimlich“ führen ihn zum selben Ergebnis: das Unheimliche ließe sich sowohl auf Vertrautes (Heimeliges) wie auf Verdrängtes (Heimliches) zurückführen. Vor allem der „verhüllte Charakter“ dieser Empfindung löse Grauen in uns aus. Zahlreiche Werke der Gegenwartskunst bestätigen Freuds Einsichten, nehmen das Unheimliche entweder direkt in den Fokus oder evozieren das Gefühl durch nahezu unscheinbar wirkende Irritationen, deren Bedeutung erst bei näherer Betrachtung offenkundig wird und über die unheimliche Empfindung Aufschluss gibt.

Der Katalog zur Ausstellung mit zahlreichen Textbeiträgen internationaler Autor:innen beleuchtet das Verhältnis von Kunst und Psychoanalyse aus psychoanalytischer, kunst- und kulturwissenschaftlicher Perspektive: Neben dem Unheimlichen werden dabei auch Freuds Traumdeutung und sein Konzept von Eros und Thanatos als wesentliche Einflussfaktoren thematisiert: INNENWELTEN: Sigmund Freud und die Kunst / Wien, Sigmund Freud Museum – Tübingen, Kunsthalle, hrsg. von Nicole Fritz & Monika Pessler. Beitr. von Nicole Fritz, Monika Pessler, Daniela Finzi, Zita Hartel, Dagmar Herzog, Viktor Mazin, August Ruhs & Jeanne Wolff Bernstein, Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln 2023.

Quelle: Sigmund Freud Museum | DAS UNHEIMLICHE. Sigmund Freud und die Kunst – www.freud-museum.at/de

0 Kommentare

Antworten

© 2024 Auslandsösterreicher Weltbund | Impressum | Datenschutz

Mit Zugangsdaten anmelden

oder    

Benutzerdaten vergessen?

Benutzerkonto anlegen