Zehn Jahre nach dem letzten Heim-Song-Contest ist Österreich erneut Sieger beim ESC. In einem dramatischen Finale in Basel (Schweiz) setzte sich der 24-jährige Wiener Johannes Pietsch alias JJ mit seiner emotionalen Popera-Nummer Wasted Love durch. Der ausgebildete Opernsänger und Countertenor beeindruckte mit einem Mix aus klassischem Gesang und moderner Pop/Techno-Inszenierung und wurde dafür mit insgesamt 436 Punkten belohnt – 258 davon von den internationalen Jurys, die besonders von JJs stimmlicher Brillanz und der markanten Schwarz-Weiß-Performance auf hoher See begeistert waren.

JJ feiert Sieg des 69. Eurovision Song Contest | © Sarah Louise Bennett/EBU

Hintergrund: Der Eurovision Song Contest

Der Eurovision Song Contest wurde 1956 ins Leben gerufen und zählt heute zu den größten und ältesten Musikwettbewerben der Welt. Der ESC bringt Jahr für Jahr Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa – und darüber hinaus – zusammen. Das zentrale Prinzip: Jedes teilnehmende Land entsendet einen musikalischen Beitrag, über den schließlich europaweit per Fachjury- und Publikums-Voting abgestimmt wird. Aus einer kleinen Initiative ist im Laufe der Jahre ein global beachtetes Megaevent geworden, das weltweit regelmäßig über 180 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erreicht.

Johannes Pietsch, alias JJ bei einer Pressekonferenz nach seinem Sieg | © Sarah Louise Bennett/EBU

Organisiert wird der Eurovision Song Contest von der Europäischen Rundfunkunion (EBU), einer Allianz öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten. Die EBU zählt derzeit 68 Mitglieder mit insgesamt 113 Organisationen in 56 Ländern. Nur Sender aus der sogenannten „Europäischen Rundfunkzone“ oder Mitgliedstaaten des Europarats können beitreten – eine Nähe zur Europäischen Union ist dabei unverkennbar, auch wenn die EU selbst nicht Veranstalterin ist. Der österreichische Beitrag wird traditionell vom Österreichischen Rundfunk (ORF) koordiniert. Der ESC bietet EBU-Mitgliedern eine große Bühne und internationale Sichtbarkeit. Durch den kulturellen und musikalischen Austausch, der durch Fan-Communities und das Fernsehpublikum entsteht, sollen europäische Werte wie Vielfalt, Einheit und Frieden in den Vordergrund gerückt werden.

Erster Sieg für einen Opernsänger

Obwohl Österreich in der Publikumswertung „nur“ den vierten Platz belegte, reichte der Gesamtvorsprung klar zum Sieg. Der Triumph markiert nicht nur den dritten ESC-Gewinn für Österreich, sondern auch den ersten eines Opernsängers in der Geschichte des Wettbewerbs.

JJ singt Wasted Love beim zweiten Halbfinale | © Sarah Louise Bennett/EBU

Mitfavorit war JJ bereits Wochen vor dem Finale, doch der finale ESC-Abend in Basel entwickelte sich zu einem echten Nervenkitzel. Bis zur letzten Punktevergabe war der Ausgang offen – Israel, Estland und die Schweiz waren dicht auf den Fersen. Während Israel dank hoher Publikumswertung den zweiten Platz erreichte, fiel die Vorjahressiegerin Schweiz wegen null Zuschauerpunkten überraschend zurück. Die große Überraschung des Abends war aber JJ selbst: Noch nie zuvor hatte ein Countertenor den Wettbewerb gewonnen, obwohl es in der Vergangenheit bereits mehrere Versuche aus dem Bereich der klassischen Musik gab. JJ hob sich mit seiner künstlerischen Tiefe und seiner Botschaft – „Es gibt keine verschwendete Liebe (engl. wasted love)“ – deutlich vom restlichen Teilnehmerfeld ab. Sein Auftritt in monochromem 4:3-Format war eine bewusste Abgrenzung vom sonst durchwegs grellen ESC-Spektakel und unterstrich seine Einzigartigkeit.

KAJ aus Schweden performen Bara Bada Bastu im Finale des ESC 2025 in Basel | © Alma Bengtsson/EBU

Unerwartete Wendungen

Das restliche Feld zeigte sich ebenso durchmischt wie überraschend. Schweden, lange Zeit als Favorit gehandelt, musste sich mit dem vierten Platz zufriedengeben. Das finnisch-schwedische Trio KAJ punktete mit „Bara bada bastu“ zwar in den Jurys, konnte das Publikum aber nicht überzeugen. Estland nutzte mit dem Beitrag „Espresso Macchiato“ eine ähnliche ironisch-verspielte Nische – mit deutlich größerem Erfolg. Israel wiederum sicherte sich mit dem eindrucksvollen Beitrag „New Day Will Rise“ von Yuval Raphael den Televoting-Sieg. Die sogenannten Big Five enttäuschten größtenteils: Frankreich, Deutschland und Spanien blieben weit hinter den Erwartungen. Einzige Ausnahme: Italien, das mit Lucio Corsis Glamrock-Ballade „Volevo essere un duro“ auf dem fünften Platz landete.

Am 19. Mai empfing Bundeskanzler Christian Stocker (r.) gemeinsam mit Vizekanzler Andreas Babler (l.), und Bundesministerin Beate Meinl-Reisinger den ESC-Sieger JJ (m.) im Bundeskanzleramt. | © BKA/Florian Schrötter

Österreich nun Austragungsort für ESC 2026

Mit dem Sieg von JJ steht fest: Österreich wird 2026 erneut Gastgeber des Eurovision Song Contests. Doch das stellt den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ORF vor große Herausforderungen. Die aktuelle Bundesregierung, aufgrund staatsbudgetärer Sanierungsvorhaben, hat dem Sender einen Sparkurs verordnet, die ORF-Haushaltsabgabe wird nicht angepasst – ein kostspieliger Megaevent wie der ESC muss also unter finanziell erschwerten Bedingungen gestemmt werden. ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz zeigte sich dennoch entschlossen: Man freue sich riesig über den Sieg und werde Wege finden, um den Bewerb zu realisieren. Als Austragungsorte haben sich neben Wien, Graz und Innsbruck auch weitere kleinere Städte vorgeschlagen – abhängig wird diese Entscheidung sein von Infrastruktur und möglicher finanzieller Unterstützung der Städte. Fix ist: Österreich ist bereit für die große Bühne – wieder einmal.

Quellen: „Unglaublich“: JJ gewinnt Song Contest – und will ihn 2026 moderieren – Musik – derStandard.at › Kultur | Sänger JJ gewinnt für Österreich den Eurovision Song Contest 2025 – Bundeskanzleramt Österreich | Sensation perfekt: Österreich gewinnt den Song Contest – news.ORF.at | Prognosen widerlegt: Was JJ den Song-Contest-Sieg bescherte – news.ORF.at

0 Kommentare

Antworten

© 2025 Auslandsösterreicher Weltbund | Impressum | Datenschutz

Mit Zugangsdaten anmelden

oder    

Benutzerdaten vergessen?

Benutzerkonto anlegen

Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.