Politik und Wirtschaft in Österreich haben mit Trauer und Bestürzung auf den Tod von Hannes Androsch reagiert. Der langjährige SPÖ-Politiker, frühere Finanzminister und Industrielle starb am Mittwoch, dem 12. Dezember im Alter von 86 Jahren. Quer über die Parteigrenzen hinweg gab es Würdigungen für Androsch.

© Parlamentsdirektion/Bildagentur Zolles KG/Leo Hagen

Androsch wurde 1970 vom damaligen SPÖ-Bundeskanzler Bruno Kreisky zum bis dahin jüngsten Finanzminister der Republik gekürt und wenige Jahre danach zum Vizekanzler befördert. Er galt als offensichtlicher Nachfolger Kreiskys, bis sich die beiden Politiker überwarfen. Androsch schied Anfang 1981 nach 14 Jahren als Nationalratsabgeordneter aus der Politik aus und wurde zunächst Direktor der Creditanstalt (CA).

1988 musste er nach einer rechtskräftigen Verurteilung wegen falscher Zeugenaussage aus der Bank ausscheiden. Danach startete er seine Karriere als Industrieller, insbesondere mit einer Beteiligung am Leiterplattenhersteller AT&S und an den Salinen Österreich. Daneben entwickelte er sich zunehmend zur lauten Stimme für mehr Forschung und mehr Bildung in Österreich und blieb ein lautstarker Kritiker der heimischen Politik – unabhängig von Parteizugehörigkeiten.

Bundesregierung Kreisky I im Jahre 1970 (Androsch: Zweiter v. r.) | © Wikipedia

Beileidsbekundungen von allen Parteien

Die Trauer um Androsch geht über alle Parteigrenzen hinweg. „Androsch war als Manager und Unternehmer erfolgreich. In den letzten Jahren war er ein unermüdlicher Mahner für Reformen in der Schul- und Bildungspolitik. Hannes Androsch zeigte Präsenz bis zum letzten Atemzug. Er war eine Persönlichkeit, die fehlen wird. Sein plötzlicher Tod macht mich tief betroffen“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen.

„Österreich trauert um Hannes Androsch. Er war langjähriger Finanzminister und ist zeit seines Lebens ein hochpolitischer Mensch und zudem ein höchst erfolgreicher Unternehmer gewesen. Ich werde die Gespräche und den Gedankenaustausch mit ihm vermissen! Ruhe in Frieden!“, schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).

Das Nationalratspräsidium kondolierte in einer gemeinsamen Aussendung. „Der Tod von Hannes Androsch ist ein großer Verlust für Österreich“, sagte Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ).

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Würdigungen von FPÖ, SPÖ, Grünen und NEOS

„Mit Hannes Androsch verliert Österreich eine Persönlichkeit, die unsere Republik entscheidend geprägt hat“, so FPÖ-Chef Herbert Kickl. Androsch sei abseits unterschiedlicher politischer Standpunkte eine „Persönlichkeit mit großem Haus- und Sachverstand“ und ein „politischer Pragmatiker“ gewesen, der Kritik auch dann nicht scheute, „wenn es seine eigene politische Heimat betraf. Auch das zeichnete den großen Österreicher Hannes Androsch aus.“

„Hannes Androsch hat als Bruno Kreiskys Finanzminister das sozialreformerische und wirtschaftspolitische Großprogramm der Sozialdemokratie der 1970er Jahre maßgeblich geprägt und dazu beigetragen, Österreich zu einem modernen Industriestaat zu machen“, sagte SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler.

„Als Finanzminister in schwierigen Zeiten hat er bewiesen, dass soziales Denken und wirtschaftlicher Pragmatismus keine Gegensätze sein müssen“, sagte Grünen-Chef Werner Kogler und nannte Androsch „einen der klügsten Köpfe, der unser Land sowohl politisch als auch wirtschaftlich nachhaltig geprägt hat“.

„Finde es sehr traurig, dass Hannes Androsch gestorben ist. Bis zum Schluss hat er immer die Zukunft Österreichs im Blick gehabt. Egal ob Bildung, Forschung oder Infrastruktur: Er hat nach vorne geschaut. Seinen Rat werde ich vermissen“, so NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger.

„Ein ganz großer Österreicher“

Würdigungen kamen auch seitens der Landeshauptleute. „Hannes Androsch war ein ganz großer Österreicher, der als Wahlsteirer unglaublich viel für unser Land getan hat“, sagte der scheidende steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) mit Verweis auf Androschs Engagement etwa bei der Salinen Austria AG und AT&S. „Insbesondere seine wirtschaftlichen Erfolge haben in der grünen Mark viele Arbeitsplätze gesichert und geschaffen“, würdigte der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek den Verstorbenen.

„Hannes Androsch war ein ganz Großer. Er wird dieser Republik fehlen“, so Niederösterreichs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, Bildung und Chancengerechtigkeit bleibt unvergessen und wird über Generationen hinweg nachwirken“, so Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) erklärte: „Besonders seine Initiativen zur Förderung der Wissenschaft und Forschung sowie sein Engagement für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich bleiben unvergessen.“ Mit seinem Tod verliere Österreich einen „großen Denker und eine der herausragenden Politikpersönlichkeiten der Zweiten Republik“, sagte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP).

„Gesellschaft positiv geprägt“

Auch Wirtschaft und Industrie würdigten Androsch. „Mit seinem Weitblick, seiner Tatkraft und seiner Leidenschaft hat er nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft positiv geprägt und gestaltet“, so Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), und Karlheinz Kopf, Generalsekretär der WKO (beide ÖVP). AT&S verliere seinen Aufsichtsratsvorsitzenden und „noch viel mehr als das“, hieß es vonseiten des Unternehmens. AT&S dankte Androsch: „Seine Arbeit ist gleichzeitig Fundament und Wegweiser für die Zukunft.“

„Mit großem Respekt verabschieden wir uns von einem außergewöhnlichen Menschen, Politiker und Unternehmer. Er verstand es, wirtschaftliche und gesellschaftliche Interessen auf kluge Weise zu verbinden“, so die Industriellenvereinigung (IV). „Als Kämpfer für Bildung und Forschung in Österreich erkannte er früh, dass die Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes von der Qualifikation seiner Menschen abhängt.“ Der Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs (ASBÖ), dessen Ehrenpräsident Androsch war, schrieb, Androschs Wirken habe in vielen Bereichen tiefe Spuren hinterlassen.

Quelle: 1938–2024: Trauer um Hannes Androsch – news.ORF.at

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