Nach dem Tod von Gründer Dietrich Mateschitz stehen beim Weltkonzern Red Bull wichtige Weichenstellungen an. Über die Nachfolge an der Unternehmensspitze entscheidet der thailändische Haupteigentümer von Red Bull. Damit stellen sich auch Fragen zur Zukunft des konzerneigenen Medienimperiums und der Aktivitäten im Sportbereich.

Mateschitz hielt 49 Prozent an Red Bull, Mehrheitseigentümer ist die thailändische Unternehmerfamilie Yoovidhya. Ihr Holding T. C. Agrotrading besitzt ebenfalls 49 Prozent des Konzerns, die restlichen zwei Prozent entfallen auf Familienoberhaupt Chalerm Yoovidhya.

Trotz der Machtverhältnisse konnte Mateschitz im Red-Bull-Konzern fast uneingeschränkt schalten und walten. Laut „Presse“ lief sein Vertrag auf Lebenszeit, eine Abberufung wäre nur mit Zweidrittelmehrheit möglich gewesen. Lediglich bei grundlegenden Entscheidungen wie Fusionen, Kapitalveränderungen oder einer Liquidation hätten die Mehrheitseigentümer eine Sperrminorität gehabt.

Wertvollste Marke Österreichs

Aus wirtschaftlicher Sicht hätte freilich nichts für eine vorzeitige Abberufung gesprochen. Red Bull ist mit einem Wert von fast sechs Mrd. Euro die mit Abstand wertvollste Marke Österreichs, wie die internationale Beraterfirma Brand Finance erhob. Nach Coca-Cola und Pepsi ist Red Bull die drittwertvollste Getränkemarke der Welt. 2006 übersprang man erstmals die Marke von weltweit drei Mrd. verkaufter Dosen. Im Vorjahr kletterte dieser Wert nach Unternehmensangaben auf 9,8 Mrd. Dosen.

Red Bull Energy Drink Foto: Pixabay

Der Jahresumsatz betrug 2021 über 7,8 Mrd. Euro. Das Budget für Marketing – konzernintern als „Sonstige betriebliche Aufwendungen“ geführt – machten 2020 mehr als 1,6 Mrd. Euro aus. Der „Presse“ zufolge verfügt das Unternehmen mit Sitz in Fuschl bei Salzburg über einen komfortablen Eigenkapitalpolster und kommt ohne Bankkredite aus. Mateschitz stieg zu einem der reichsten Menschen der Welt auf. In der Forbes-Reichenliste 2022 landete er auf Platz 51, mit einem Vermögen von 27,4 Mrd. Dollar. Investiert hat er sein Vermögen unter anderem in Immobilien; laut „Kurier“ besitzt er insgesamt 30 Schlösser, Hotels und Restaurants.

Die Wurzeln der Zusammenarbeit mit der thailändischen Unternehmerfamilie reichen fast 40 Jahre zurück. Im Zuge einer seiner Dienstreisen wurde Mateschitz in Asien auf Aufputschgetränke aufmerksam. Er sah Potenzial im Produkt und beschloss, es in Europa auf den Markt zu bringen. Mateschitz erwarb die Lizenzrechte am thailändischen Energy-Drink Krating Daeng, auf Englisch Red Bull, und gründete gemeinsam mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya das Unternehmen. Auch das Logo – zwei rote Stiere vor einer Sonne – wurde übernommen.

Mehrheitseigentümer am Zug

Bei der Suche nach einem Nachfolger ist nun der thailändische Mehrheitseigentümer am Zug. Vererbt werden kann Mateschitz’ „Sonderposition“ nicht, berichtete das Wirtschaftsmagazin „Trend“ (Onlineausgabe) und zitierte einen Insider mit den Worten: „Es gibt keine Nebenabreden, deshalb bestimmen ab sofort die Thailänder.“ Die „Presse“ bezeichnete es als „undenkbar“, dass die Yoovidhyas Mateschitz’ Sohn Mark (30) als Geschäftspartner akzeptieren. „Sowohl ein externer CEO (…) als auch ein Manager aus der Welt der Yoovidhyas sind vorstellbar“, schrieb „Trend“.

Dietrich Mateschitz © Red Bull

Trauer um Dietrich Mateschitz

An die Entscheidung über die Nachfolge an der Konzernspitze ist auch die Zukunft der weiteren Konzernaktivitäten geknüpft. Eng verflochten ist Red Bull mit dem Sportsponsoring. Bereits 1987 wurde der Getränkehersteller Sponsor eines Salzburger Eishockeyvereins, es folgten Engagements im Fußball und in der Formel 1. Ein besonderes Augenmerk legte man auf Trend- und Extremsportarten. Zu den Red-Bull-Athleten gehören Sportstars wie die Ski-Asse Lindsey Vonn, Marcel Hirscher, Snowboarderin Anna Gasser und Fußballer Neymar.

Zukunft des Medienimperiums

Fragen stellen sich auch zur Zukunft des Red-Bull-Medienimperiums. Das Red Bull Media House ist mit einem Umsatz von 440 Mio. Euro hinter dem ORF der zweitgrößte Medienkonzern des Landes. Zum Unternehmen mit seinen mehr als 1.000 Beschäftigten gehören unter anderem Servus TV, die Streamingplattform redbull.com und verschiedene Magazine. Der YouTube-Kanal von Red Bull ist einer der meistabonnierten in Österreich.

Die Videos aus den Bereichen Extremsport und Lifestyle sind ein wichtiges Marketingwerkzeug. Vor zehn Jahren erreichte man mit dem Stratosphärensprung von Felix Baumgartner weltweit ein Millionenpublikum. Der Konzern dürfte sich die Video- und Medienproduktion einiges kosten lassen. Der „Marktumsatz“ des Red Bull Media House liegt nach einer Schätzung des „Standard“ bei jährlich 60 bis 70 Mio. Euro; die übrigen 370 bis 380 Mio. kommen laut der Zeitung aus dem Red-Bull-Konzern. Offizielle Daten dazu hat das Unternehmen bisher nicht veröffentlicht.

Spekulationen über Stiftungslösung

Ob Ausmaß und Ausrichtung der Medienaktivitäten beibehalten werden, müssen Mateschitz’ Erben nun mit den Mehrheitseigentümern klären. Seine „Lieblingsmedien“, insbesondere Servus TV, könnte Mateschitz mit einer „Stiftungslösung“ abgesichert haben; entsprechende Spekulationen hätten in den vergangenen Jahren die Runde gemacht. Aus dem Firmenbuch sei eine solche Lösung aber bisher nicht ersichtlich, wurde berichtet.

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