Im Weinviertels kennt man sie, die Kellergassen, vielerorts schmuck herausgeputzt, prägen sie das Bild in zahlreichen Dörfern. Die einstigen Presshäuser und Weinkeller dienen heute zumeist touristischen Zwecken. Genau das will man in Zukunft verstärken – und zwar durch die Aufnahme der Kellergassen ins immaterielle Kulturerbe der UNESCO.
Die „Kellergassenkultur“ will „immaterielles Kulturerbe“ werden.
Die 128 Teilnehmer, die beim dritten Kellergassen-Kongress im Veranstaltungszentrum W4 in Röschitz, am westlichen Zipfel des Weinviertels, der vom Verein „KellergassenführerInnen im Weinviertel“ gemeinsam mit AGRAR PLUS , der Entwicklungsgesellschaft für den ländlichen Raum, veranstaltet wurde, waren sich einig, die „Kellergassenkultur“ als immaterielles Kulturerbe bei der UNESCO zu beantragen, um die vielfältigen Traditionen in den Weinviertler Kellergassen als Besonderheit darzustellen, wie Vereinsobmann Joachim Maly betonte. So sollen die vielfältigen Traditionen in den Kellergassen hervorgestrichen und unter Schutz gestellt werden.
Die eigenen Begrifflichkeiten der Winzersprache, die kulinarischen Kellergeheimnisse oder die alten Handwerkstechniken sind allesamt Bestandteil der Kellergassenkultur. Viele Weinbräuche wie das „In d’Grean gehen“ oder die Weinsegnungen sind lang gepflegte Traditionen in den Weinviertler Kellergassen. Die typischen Kleidungsstücke im Weinland, wie Fiata oder Kalmuck, die Keller-Literatur oder die Kellerlieder – all das findet sich im komplexen kulturellen Umfeld der Kellergassen. Beim Kongress näherte man sich diesen Themen sowohl mit Fachvorträgen am Vormittag, als auch mit praktischen Workshops am Nachmittag.
Aufgrund der doch einzigartigen Gebäude-Ensembles stehen die Chancen recht gut, in einem ersten Schritt zumindest auf die Tentativliste (=Warteliste) für das UNESCO Weltkulturerbe gesetzt zu werden.
Grenzenlose Vermarktung
Auch im angrenzenden Südmähren setzt man sich für den Welterbe-Status ein. „Wein gibt es vielerorts in Europa. Aber Kellergassen mit ihrer typischen Architektur nur in Südmähren und im Weinviertel“, betont Daniel Mourek von der Stiftung Partnerschaft, die sich um regionale Entwicklung in Tschechien kümmert. Das gelte es, in einer gemeinsamen Tourismusregion über die Grenze hinweg zu vermarkten. Mourek ist überzeugt, dass sich die Angebote dies- und jenseits der Thaya gut ergänzen: „Bei uns haben Folklore und Musik im Zusammenhang mit dem Wein eine lange Tradition, im Weinviertel ist die dazu passende Gastronomie stärker ausgeprägt.“
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