Der Schweizer Pharmakonzern erweitert Forschung und Produktion in Österreich.
Die Tiroler Biotech-Produktionsstandorte Kundl und Schaftenau (Bezirk Kufstein) entwickeln sich immer mehr zu einem wichtigen Forschungsstandort für innovative Medizin in Europa. Geführt werden die Einrichtungen vom Schweizer Pharmariesen Novartis. Im Februar 2024 gab dieser bekannt, weitere 500 Mio. Euro in den Ausbau der Zellkullturtechnologie und Wirkstoffproduktion an beiden Standorten investieren zu wollen. Land und Bund unterstützen das Vorhaben mit rund fünf Mio. Euro.
Zu den bestehenden rund 3000 Arbeitsplätzen werden bis Herbst des kommenden Jahres weitere 350 hinzukommen. Die geplante Investition in Tirol sei eine „signifikante Summe“, sagt Steffen Lang, Präsident Operations bei Novartis. Denn der Schweizer Pharmakonzern hat pro Jahr in Summe 900 Mio. Euro für sämtliche Investitionen an 35 Standorten weltweit zur Verfügung. Viel davon fließt diesmal also nach Österreich.
Meilenstein bei Produktion
Zudem sei dies eine klare Entscheidung für Europa als weiterhin wichtigen Forschungs- und Produktionsstandort. Dass die Nachfrage auf dem globalen Markt vorhanden ist, zeige auch die Geschwindigkeit, in der das Vorhaben umgesetzt wurde. „Von der Genehmigung bis hin zur Inbetriebnahme sind gerade einmal zwei Jahre vergangen“, so Lang, der das Projekt als „Meilenstein der Novartis-Produktion“ bezeichnete. Mittlerweile produziere Novartis doppelt so viel Pharmazeutika in Europa, als hier auch verkauft werden.
Am Standort Kundl sollen in Zukunft verstärkt monoklonale Antikörper oder mRNA-Impfstoffe und andere Zellprodukte in einer hochautomatisierten Anlage hergestellt werden. In Schaftenau soll das Kompetenzzentrum für Zellkulturen und Biopharmazeutika erweitert werden.
Erst im Vorjahr hat sich der Novartis-Konzern neu strukturiert und von seiner Generika-Sparte Sandoz getrennt, die ebenfalls auf dem Biotech-Campus in Kundl einen Sitz hat und dort Europas derzeit einziges Penizillin-Werk führt.
Letzte Penizillinfertigung
Seit dem Jahr 1946 in Betrieb, ist es die letzte vollintegrierte Penizillinfertigung, in der alle Produktionsschritte vom Wirkstoff bis zur fertigen Darreichungsform für viele Antibiotika ausgeführt werden. Dementsprechend groß war der Aufschrei, als kurz nach Ausbruch der Coronakrise und dem kurzzeitigen Einbruch der Antibiotika-Nachfrage bekannt wurde, dass es Überlegungen gab, den traditionsreichen Standort zu schließen.
Grund dafür war der hohe Preisdruck auf dem pharmazeutischen Markt, vor allem durch Preisunterschiede zu Wirkstoffen aus Asien. Um dies zu verhindern, beschloss die damalige Regierung ein 50-Millionen-Euro-Investitionspaket, worauf das Unternehmen ankündigte, weitere 150 Millionen Euro zu investieren. Gebaut wurden seitdem auch dort neue Anlagen, die die Produktionskapazität deutlich erhöhen und die Effizienz im Energieverbrauch steigern. Zudem sei der Standort als wichtiger Arbeitgeber für die kommenden zehn Jahre gesichert. Eröffnet wird das neue Sandoz-Werk am 21. März.
Politik freut sich über Investition in Wirtschaftsstandort
Erfreut über die Investitionen zeigten sich der Tiroler Landeshauptmann Anton Mattle, Bundeskanzler Karl Nehammer und Wirtschaftsminister Martin Kocher. Die Pharmabranche zähle zu den heimischen Schlüsselsektoren, so Kocher. Investitionen in diesem Bereich würden die Resilienz des Standorts stärken.
Laut Nehammer trägt die Schaffung von Arbeitsplätzen zudem zur Stärkung der Versorgungssicherheit mit Biopharmazeutika aus Österreich bei und hilft, Europa unabhängiger von globalen Lieferketten zu machen. Land und Bund fördern die Investitionen mit über fünf Millionen Euro.
Quellen:
Tirol.ORF.at
Kuirer.at
Die Presse
Oberösterreichische Nachrichten