Als am 11. November 1918 die provisorische Kärntner Landesversammlung den Beschluss fasste, die deutschen Siedlungsgebiete Kärntens im Staate Deutsch-Österreich anzuschließen und den gemischtsprachigen Landesteilen die Wahl nach dem Selbstbestimmungsrecht zu ermöglichen, bestanden bereits die Ansprüche des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben (SHS) auf das von Kärntner Slowenen bewohnte Siedlungsgebiet. Gegen die Okkupation des Landes durch südslawische Truppen erhob sich der bewaffnete Widerstand, der am 6. Juni 1919 mit der militärischen Niederlage der österreichischen Truppen endete. Abwehrkampf und diplomatische Bemühungen brachten dennoch für Kärnten die Volksabstimmung, die am 10. Oktober 1920 für Österreich entschieden wurde. Von den 22.000 Stimmen, die für Österreich abgegeben wurden, entfielen rund 10.000 auf Wähler mit slowenischer Umgangssprache. Das war ein Erfolg für Kärnten, „ein Sieg des österreichischen Staatsgedankens“, wie es die österreichische Bundesversammlung in einer Danksagung ausdrückte und der größte außenpolitische Erfolg der jungen Republik.

Historisch sei es von den Alliierten richtig gewesen, die Bevölkerung zu fragen, so Van der Bellen. Die Bevölkerung habe sich damals mehrheitlich für den Verbleib bei der jungen Republik Österreich entschieden. Er finde das interessant, weil außerhalb von Kärnten die Sorge groß war, dass dieser Staat überhaupt lebensfähig sein werde, und „hier war eine Gruppe, die gesagt hat: Ja, wir wollen bleiben.“ Das Votum vor allem der Slowenen für Österreich ist wohl vor allem auf die tradierten, sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bindungen innerhalb der historisch gewachsenen Grenze Kärntens zurückzuführen. Klagenfurt war auch für die Zone A das wirtschaftliche und infrastrukturelle Zentrum. Durch die von Jugoslawien angestrebte Grenzziehung sah man Absatzmärkte gefährdet und Familien von Trennung bedroht. Glaubens- und Mentalitätsunterschiede, die demokratische Staatsform Österreichs und dessen höherer Entwicklungsgrad und Wohlstand sowie die Zusagen bezüglich des Minderheitenschutzes spielten ebenfalls eine Rolle.

LH Peter Kaiser (li.außen) bei der Begrüßung des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen (Mitte) und des slowenischen Staatspräsidenten Borut Pahor (re.außen) im Landhaushof anlässlich der Feierlichkeiten zu „100 Jahre Kärntner Volksabstimmung“. © LPD Kärnten – Helga Bauer

Im Wappensaal des Kärntner Landhauses hat am Samstagvormittag des 10. Oktober der Festakt zum 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung stattgefunden.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen blickt positiv auf den 100. Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 2020. „Hier entwickelt sich ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl, ganz jenseits der alten Trennlinien, was auch sehr vernünftig ist, sagte er im Interview für die APA und die slowenische Nachrichtenagentur STA in Wien.

Es war das erste Mal, dass beide Präsidenten, der Bundespräsident aus Österreich und der Staatspräsident aus Slowenien, Borut Pahor, an einem Festakt zur Volksabstimmung teilnahmen. Das ist ein sehr schönes Zeichen, so der Bundespräsident.

Der slowenische Staatspräsident sieht seinen Auftritt bei den Volksabstimmungsfeiern am vergangenen Samstag in Klagenfurt als Wagnis. „Die Zeit wird zeigen, wie mutig wir waren und ob irgend wer naiv war, sagte Paho im Interview für die slowenische Nachrichtenagentur STA und die APA in Brdo bei Kranj.

Van der Bellen und Pahor riefen eindringlich zum Minderheitenschutz auf. Sie wollten mit einer gemeinsamen Feier ein Zeichen der Versöhnung und für grenzüberschreitende Zusammenarbeit setzen.

Eine mobile Jubiläumsausstellung in Form von zeitgemäß gestalteter Ausstellungsarchitektur wandert im Jahr 2020 durch die Bezirkshauptstädte des Landes. Mit besonderen Formen der Vermittlung und dem Einsatz audiovisueller sowie interaktiver Ebenen sollen möglichst viele Zielgruppen und alle Generationen in die Aktivitäten des Jubiläumsjahres eingebunden werden. Sie tritt mit der Bevölkerung in einen Dialog und unternimmt ausgehend von den Kernereignissen 1918 bis 1920 eine Zeitreise „100 Jahre Kärntner Geschichte“ und gibt auch Ausblick auf Kärntens künftige Entwicklung. Gegenwart und Zukunft werden in Form von speziellen Vermittlungsebenen und dem Begleitprogramm erlebbar und sollten die Besucherinnen und Besucher nicht nur an Vergangenes erinnern, sondern auch die Themen der Gegenwart und Zukunft vermitteln. Im Jahr 2021 wir diese Ausstellung auch in Wien gezeigt werden.

Quellen:

Ein ausgezeichneter Artikel zu diesem Thema wird im RWR 3/2020 von Mag. Thomas Zeloth, Direktor des Kärntner Landesarchivs unter dem Titel „Der lange Weg aus der Geschichte“ erscheinen.

www.weltbund.at/ROTWEISSROT/

100 Jahre Volksabstimmung Ö1

https://kaernten.orf.at/stories/3070397/ Agenturen

https://www.ktn.gv.at/

Mehr zu den Inhalten der Mobilen Ausstellung:

https://m.landesmuseum.ktn.gv.at

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