Nachdem am Montag den 8. März 2021 der Weltfrauentag gefeiert wurde, möchten wir in diesem Konnex ein sehr spannendes Buch von Michaela Lindinger über „Elisabeth Petznek Rote Erzherzogin – Spiritistin – Skandalprinzessin“ vorstellen.

Wer war Elisabeth Petznek

Einst hätte sie Kaiserin werden können. Später wurde sie lieber Sozialdemokratin. Österreichs letzte, fortschrittlichste und ganz sicher extravaganteste Prinzessin.

Elisabeth Petznek wurde am 2. September 1883 als Elisabeth Marie Henriette Stephanie Gisela von Österreich, also als Erzherzogin von Österreich geboren. Sie war das einzige Kind von Kronprinz Rudolf und der belgischen Prinzessin Stephanie.

„Erzsi“, wie sie in der Familie genannt wurde, war fünf Jahre alt, als ihr Vater Rudolf seine Geliebte Mary Vetsera und anschließend sich selbst tötete. Als Tochter des Kronprinzen war sie in der Thronfolge die nächste und wurde ursprünglich als Nachfolgerin von Franz Joseph vorgesehen.

Ihren Traummann musste die einzige Tochter des Kronprinzen Rudolf bei ihrem Großvater, Kaiser Franz Joseph, auf Biegen und Brechen durchboxen, was der Lieblingsenkelin des Kaisers auch gelang. Als sie sich mit knapp 17 Jahren in den nicht ebenbürtigen Otto von Windisch-Graetz verliebt und auf eine Heirat besteht, muss sie aus dem Haus Habsburg-Lothringen ausscheiden und auf die Thronfolge sowie alle Ansprüche verzichten.

Der weitere Lebensweg gleicht einer Hochschaubahnfahrt. Die Ehe mit Otto, aus der vier Kinder hervorgehen, scheitert spätestens während der Ersten Weltkriegs. Das Paar liefert sich einen Rosenkrieg. Eine Scheidung ist jedoch erst 1924 möglich. Kurz nach dem Ersten Weltkrieg kommt sie mit der Sozialdemokratie in Berührung, öffnet ihren Schlossgarten in Schönau für die Kinder der Arbeiterinnen und unterstützt die Menschen in ihrer Umgebung. Nun wird sie, manchmal despektierlich, manchmal respektvoll die „rote Erzherzogin“ genannt. 

Weitere Facetten ihres Lebens waren u.a., dass sie ihren Konkurrentinnen auch schon mal mit der Schusswaffe zu Leibe rückte. Oder in Gesellschaft diverser Liebhaber durch die Nachtbars von Pula bis Triest tanzte. Die radikalste Aussteigerin, die das Haus Habsburg je hervorgebracht hat, kämpfte für Ehescheidung und sexuelle Selbstbestimmung.

Sie war eine enge Freundin des Bundespräsidenten Theodor Körner und des Außenministers Bruno Kreisky. Zusammen mit der Widerstandskämpferin Rosa Jochmann lauschte sie am 11. März 1938 in ihrem Wohnzimmer der Radio- Abschiedsrede des Bundeskanzlers Kurt Schuschnigg.

Sie heiratet Leopold Petznek, einen sozialdemokratischen Politiker und zieht nach Wien. Sie übersteht den Ständestaat, die NS-Diktatur und die Delogierung aus ihrem Anwesen am Wolfersberg durch die französischen Besatzer. Erst mit dem Staatsvertrag von 1955 erhält sie die Villa wieder zurück. Ein Jahr später, 1956 stirbt ihr Ehemann Leopold Petznek.

Erzherzogin Erzsi starb am 16. März 1963 als Genossin Elisabeth Petznek. Auf ihrem einfachen Grab in Hütteldorf steht kein Name. Auf eigenen Wunsch wird die Grabstätte keinen Namen tragen. Sie verfügte also eine „damnatio memoria“ über sich. Wahrscheinlich hätte sie sich auch gegen die Benennung der „Elisabeth-Petznek-Gasse“ gewehrt.

Vor ihrem Tod hat sie 1963 einen großen Teil ihres Anwesens an die Stadt Wien verkauft und verfügt, dass dort Sozialwohnungen errichtet werden. 

Diese ungewöhnliche Frau hat zu guter Letzt ihren Kindern und anderen Verwandten, die sie der Habgier bezichtigt, einen Strich durch die Erwartungen zum Erbe gemacht. Sie hat Folgendes verfügt: „Kaiserlicher Besitz soll nicht Ausländern zukommen und darf nicht in Auktionen versteigert werden.“ Ihre vier Kinder wurden enterbt, stattdessen ging ihr gesamter Besitz an die Republik Österreich.

Elisabeth Petznek

Bei wem nun das Interesse auf Mehr geweckt wurde, hier die bibliographischen Angaben zum Buch:

  • Autorin: Michaela Lindinger
  • 2021, 256 Seiten, Maße: 16,1 x 23,1 cm, Gebunden, Deutsch
  • Verlag: Molden
  • ISBN-10: 3222150702
  • ISBN-13: 9783222150708
  • Erscheinungsdatum: 23.02.2021

Über die Autorin

Die Autorin nimmt sich in ihren Büchern der Biografien interessanter Frauen an. Neben der Wiener Stadtgeschichte und Frauengeschichte begeistert sie sich für die Themen Tod und Mode, die immer wieder in ihre Bücher einfließen. Michaela Lindinger studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, Politikwissenschaft, Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte. Neben ihrem Beruf als Autorin ist sie zusätzlich als Kuratorin für das „Wien Museum“ tätig. 

Von Michaela Lindinger ist im Rahmen der Reihe „Reihenweise kluge Frauen“, Band 1 aus dem Verlag Molden bereits im Jahre 2019 das Buch „Hedy Lamarr: Filmgöttin – Antifaschistin – Erfinderin“ und nunmehr als Fortsetzung dieser Reihe das Buch „Elisabeth Petznek: Rote Erzherzogin – Spiritistin – Skandalprinzessin“ erschienen.

Quellen:

https://www.weltbild.de/artikel/buch/elisabeth-petznek_33643138-1

https://www.hugendubel.de/de/buch_gebunden/michaela_lindinger-elisabeth_petznek-39870383-produkt-details.html

https://www.thalia.at/shop/home/artikeldetails/ID150153826.html?ProvID=11010473&gclid=Cj0KCQjwrsGCBhD1ARIsALILBYpYw8FcFI7bVPWLfK8kOKwnUcnlLUm90rnfr41Q_MSAFxQmP9H6hcIaAnugEALw_wcB

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