Vergangenen Freitag, dem 17. Mai 2024, versammelten die Wiener Festwochen bei der traditionellen Eröffnung am Rathausplatz, Menschen aus verschiedenen Bereichen der Kunst, Politik und des Aktivismus. Festwochen-Intendant Milo Rau verriet, dass das vielfältige Programm, das von Pussy Riot bis zu Elfriede Jelinek und Bipolar Feminin reicht, den Platz trotz des Regens zum Leben erweckt hat.

Wien – Festwocheneröffnung 2022. Foto: C.Stadler/Bwag – Eigenes Werk

In der Vergangenheit klangen bei den Eröffnungen oft „immer dieselben 20 Stimmen“, sagte Rau. „Ich habe mich gefragt: Wo sind die anderen zwei Millionen?“ Mit der diesjährigen Eröffnung möchte er die „Freie Republik Wien“ ausrufen und einen Einblick in das breite Programm geben. Zu den beteiligten Acts zählen auch die Musikerin Königin der Macht, Gustav, Voodoo Jürgens sowie Mitglieder des „Rats der Republik“ wie die Aktivistin Carola Rackete, der Autor Kim de l’Horizon und die Schriftstellerin Sibylle Berg. Für die musikalische Gestaltung des Abends, war Herwig Zamernik alias Fuzzman verantwortlich. Er hat auch verschiedene Hymnen komponiert, die an diesem Abend erklangen.

„Da ich nicht für den Mainstream zu haben bin, bin ich froh, dass das Festival den Mut hat, ein nicht mainstreamiges Musikprogramm zur Eröffnung zu präsentieren“, sagte er. Für die Festwochen haben Studierende Flaggen entworfen, die Farben wie Grün (ökologisch), Rot (Liebe oder sozialistisch) und Rosa (Gleichberechtigung der Geschlechterbewegungen) zeigen. „Wir wollten uns nicht auf eine Farbe der Demokratie festlegen, sondern auf alle“, erklärte Rau. Den Vergleich mit der palästinensischen Flagge nannte er „absurd“.

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sieht die Eröffnung als „Vorgeschmack auf ein Festival, das die Polis bestimmt“. Sie erinnerte an antike Theaterfestivals, bei denen Politik und Kunst verhandelt wurden und ein Ort der Gemeinschaft und des Feierns geschaffen wurde. Zu den Diskussionen im Vorfeld über die „Rede an Europa“ von Omri Boehm und die Kritik an Ratsmitgliedern wie Annie Ernaux und Yanis Varoufakis sagte sie: „Wir haben auch schwierige Auseinandersetzungen geführt, die notwendig waren.“ Dadurch sei ein „Raum des Sprechens und Zuhörens“ entstanden. Sie betonte, dass die Gesellschaft mit Ängsten ernsthaft umgehen müsse, ohne jeden Trigger zu vermeiden.

Boehm sei jemand, der „das Thema der Aufklärung in dieses Jahrhundert retten möchte“ und die Bedeutung der Überwindung reiner Identitätspolitik betont, sagte Kaup-Hasler. Die Stadt Wien stehe trotz der Debatten zu Milo Rau und seinem Programm. Bezüglich Ernaux und Varoufakis, die nicht persönlich anwesend sein werden, vertraue sie darauf, dass die Festwochen diese Personen im richtigen Kontext präsentieren werden.

Ein Aufruf zur aktiven Teilnahme kam von Pussy Riot-Sängerin Diana Burkot: „Ich glaube, jeder sollte ein Aktivist sein“, sagte sie bei der Pressekonferenz. Das Publikum ist jedenfalls eingeladen, seine Stimme zu erheben – zum Auftakt sind am Freitag alle zum Mitsingen der Hymne aufgerufen. Das Geschehen kann auch bequem im Trockenen vor dem Fernseher verfolgt werden: ORF 2 und 3sat übertragen die Eröffnung ab 21.20 Uhr live und werden das Programm der kommenden Wochen in verschiedenen Sendungen begleiten.

Quelle:

https://www.meinbezirk.at/wien/c-lokales/festwochen-rufen-zur-eroeffnung-freie-republik-wien-aus_a6697952

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