Zwischen dem 6. Juli und dem 23. Juli 2023 werden die idyllische Weinstadt Retz, das malerische Retzer Land sowie das benachbarte mährische Znojmo erneut zum Schauplatz des mittlerweile auch international beachteten Festivals der “Offenen Grenzen”. Für mehr als drei Wochen steht die gesamte Region ganz im Zeichen der Musik und der Literatur. So dürfen sich die Besucherinnen und Besucher des Festivals in Retz und des Hudební Festival Znojmo auf einen Veranstaltungsreigen mit mehr als 50 Aufführungen von höchster Qualität an Spielstätten dies- und jenseits der österreichisch-tschechischen Grenze freuen.

VON DER SCHÖNHEIT DER SCHÖPFUNG

Das Programm beim Festival in Retz fokussiert in diesem Sommer auf die Themen Schöpfung und Natur, die Gefahr der Zerstörung und die Hoffnung auf ihren Erhalt. Die Menschheit steht vor einer der größten Herausforderungen der Zivilisationsgeschichte: Der sozial-ökologischen Transformation des globalen Wirtschaftssystems. Der Diskurs über Klima-, Umwelt- und Naturschutz verängstigt viele Menschen. Sie fühlen sich bevormundet, fürchten persönliche Einschränkungen, sehen sich in ihrem Wohlstand bedroht. Erste Gräben entstehen in unserer Gesellschaft zwischen engagierten Klimaaktivisten und Menschen, die im Hier und Jetzt verharren möchten. Das Festival Retz versucht in dieser mitunter hitzigen Diskussion mit seinem Programm 2023 einen sinnlichen Zugang zu eröffnen: So steht die Schönheit der Schöpfung, erlebbar in Gedanken, Worten und Musik – oftmals verbunden mit dem unmittelbaren Naturerlebnis – im Zentrum des dreiwöchigen Veranstaltungsreigens.

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY: “ELIAS” – ORATORIUM IN SZENISCHER AUFFÜHRUNG

Auf Grund der teils euphorischen Kritiken und des überbordenden Interesses seitens des Publikums hat sich das Festival Retz “Offenen Grenzen” erstmals in seiner Geschichte dazu entschlossen, eine Produktion wiederaufzunehmen. So ist ab Freitag, 7. Juli für fünf weitere Vorstellungen erneut die szenische Aufführung des Oratoriums “Elias” von Felix Mendelssohn Bartholdy in der Stadtpfarrkirche St. Stephan zu erleben. Am Beginn des Stückes steht ein Szenario, welches für viele Länder der Erde längst bittere Realität geworden ist – die katastrophale Auswirkung des Klimawandels. Bäche und Flüsse sind versiegt, die Ernte ist vertrocknet, die Menschen leiden Hunger und Durst. Im “Elias” wird der Kampf um die verbliebenen Ressourcen sublimiert auf die Ebene eines Religionskonfliktes, ist Nährboden für Demagogie, Propaganda und Fanatismus – auch das sind politische Handlungsmuster von bestürzender Aktualität. Monika Steiners Inszenierung zeichnet ein verstörendes Psychogramm des Propheten und rückt dabei das fragile Seeleninnere einer zwischen tiefer Depression und manischen Schüben wankenden Titelfigur ins Zentrum der Handlung. Die musikalische Leitung liegt abermals in den bewährten Händen von Andreas Schüller. Der „(…) Garant für hohe künstlerische Qualität, hat ein eingespieltes Ensemble zur Hand, mit dem er die für Kammerorchester bearbeitete Fassung wunderbar zum Klingen bringt“.

LITERATUR- UND KONZERTPROGRAMM BEIM FESTIVAL IN RETZ

Auch das Literatur- und Konzertprogramm steht in diesem Sommer ganz im Zeichen der Themen Natur und Umwelt, widmet sich aber auch Fragen unseres gesellschaftlichen Biotops. Dabei bilden erstmals eine Festrede und ein Konzert den Auftakt zum dreiwöchigen Veranstaltungsreigen beim Festival in Retz – auch um die offizielle Festivaleröffnung am Donnerstag, 6. Juli einem breiten Publikumskreis zugänglich machen zu können und zugleich einen markanten inhaltlichen Akzent zu Beginn des Programms zu setzen. So widmet sich Lisz Hirn – österreichische Philosophin der jüngeren Generation – in ihrer Eröffnungsrede „Menschliches – Allzumenschliches“ der Ur-Frage der Philosophie: Was ist der Mensch? Dabei entwirft sie einen neuen Ansatz: Eine Anthropologie der Verletzlichkeit – für den Metamenschen zwischen Smartphone und ChatGPT. Das renommierte Bläserensemble Federspiel befasst sich im anschließenden Eröffnungskonzert „Albedo“ mit der Reflexionsfähigkeit nicht selbst strahlender Oberflächen, eine universelle physikalische Größe, die auch im Zusammenhang mit der Erderwärmung von entscheidender Bedeutung ist.

Ein besonderes Highlight des diesjährigen Konzert- und Literaturprogramms verspricht das Sommernachtskonzert des radio.string.quartet im malerischen Ambiente von Schloss Schrattenthal am Donnerstag, 13. Juli zu werden. Im zweiten Teil ihres Zyklus´ über die vier Elemente „B:A:C:H – like waters“ widmen sich die vier Musiker*innen dem Element Wasser und transkribieren Bachs weltberühmte Violinsonate Nr. 1 in g-moll (BWV 1001) in ihre originär experimentelle Klangsprache. Mit dem musikalisch-literarischen Programm „Der Mann, der Bäume pflanzte“ am Sonntag, 16. Juli formuliert die mit dem ORF-Hörspielpreis 2022 ausgezeichnete Schauspielerin Brigitte Karner gemeinsam mit dem Saxophonisten Edgar Unterkirchner ein mitreißendes Plädoyer für Nachhaltigkeit und Umweltschutz an jeden Einzelnen. Der Historiker, Philosoph und Schriftsteller Philipp Blom erzählt in seiner Universalgeschichte der Natur „Die Unterwerfung“ am Samstag, 22. Juli die Historie der rücksichtslosen Ausbeutung unseres Planeten, deren Konsequenzen die Menschheit heute an den Abgrund führt. In der literarischen Matinée am Sonntag, 23. Juli lädt der Weltbürger Ilija Trojanow den überzeugten Europäer Robert Menasse zum Gespräch. Von der Überzeugung getragen, dass menschlicher Fortschritt zunächst in Ideen gesät wird, bevor er in Transformationen aufgeht, widmen sich die beiden renommierten Schriftsteller in „Die Utopie Europa“ dem Friedensprojekt der europäischen Integration, und beleuchten dabei auch das politische und gesellschaftliche Biotop, das fortschreitend durch Populismus, Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus vergiftet wird. Informationen zu allen weiteren Veranstaltungen im Literatur- und Konzertprogramm mit Albin Paulus, Ernst Gelegs und Ferdinand Trauttmansdorff, dem Sinfonischen Blasorchester Retz, Pfarrer Clemens Beirer, Matthias Helm und Andreas Fröschl finden sich in der beigefügten Programmbroschüre oder unter www.festivalretz.at.

GRENZÜBERSCHREITENDE FESTIVALPARTNERSCHAFT RETZ – ZNOJMO

Der Gründungsgedanke des Festivals der „Offenen Grenzen“ und die damit verbundene Neu- und Wiederentdeckung eines gemeinsamen österreichisch-tschechischen Kulturraumes findet in der mittlerweile seit 19 Jahren bestehenden Kooperation mit dem Hudební Festival Znojmo seinen Niederschlag. Der kulturelle Brückenschlag wird im Sommer 2023 mit fünf gemeinsamen Veranstaltungen im Rahmen der Festivalpartnerschaft Retz-Znojmo gefeiert. Neben dem traditionellen Konzert am Hl. Stein des Zymbalorchesters Antonín Stehlík am 15. Juli, dem Konzert auf der Thayabrücke in Hardegg von Pavel Shalman, Bocki Radenkovic feat. Luis Olivera am 16. Juli und der grenzüberschreitenden Orgeltour mit den Organist*innen Ines Schüttengruber und Ondřej Mučka sowie dem Trompeter Benedikt Fehringer am 22. Juli mit Stationen im Kloster Louka Znojmo, der Kirche St. Michael in Pulkau mit ihrer berühmten Jeßwagner-Orgel und dem Dominikanerkloster Retz stehen zwei ganz besondere musikalische Ereignisse auf dem Programm: So feiert am Donnerstag, 20. Juli das componimento teatrale „La concordia de´pianeti“ aus der Feder des barocken Meisters Antonio Caldara Premiere in der Reithalle des Klosters Louka in Znojmo – und das in internationaler Starbesetzung, u.a. mit Adam Plachetka und Andreas Scholl. Tags drauf, am Freitag, 21. Juli gastiert mit Il giardino armonico eines der weltweit führenden Barockensembles mit seinem aktuellen Konzertprogramm „Gli afetti umani e i quattro elementi“ im Rahmen der grenzüberschreitenden Festivalpartnerschaft Retz-Znojmo. Alle weiteren Veranstaltungen des Hudební Festival Znojmo finden sich unter https://www.hudbaznojmo.cz/de.

Quellen:

festivalretz.at

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