Die Langzeitarbeitslosigkeit in Tirol ist in den letzten zwei Jahren kontinuierlich gesunken und befindet sich nun auf einem sehr niedrigen Niveau im österreichweiten Vergleich. Allerdings sind die Betroffenen schwer zu vermitteln und benötigen eine umfangreiche Unterstützung.
Vor der Pandemie stieg die Zahl der Langzeitarbeitslosen, also der Menschen, die seit über einem Jahr keinen Job hatten, stetig an. Die Krise verschärfte dieses Problem weiter. Im April 2021 erreichte die Langzeitarbeitslosigkeit in Tirol mit 3.400 Menschen ihren Höchststand. Seitdem ist sie jedoch kontinuierlich gesunken. Derzeit sind etwa 770 Personen seit mehr als einem Jahr arbeitslos gemeldet, was einem Rückgang von 30,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Fachkräftemangel und Aufschwung als Chance
Der Fachkräftemangel und der wirtschaftliche Aufschwung der letzten zwei Jahre boten den Langzeitarbeitslosen eine Chance, wieder eine Arbeit zu finden, erklärt Sabine Platzer-Werlberger, die Geschäftsführerin des AMS Tirol. Insbesondere das Handwerk und Dienstleistungen erlebten einen enormen Aufschwung, was sich auch auf diejenigen auswirkte, die Schwierigkeiten hatten, schnell wieder in den Arbeitsmarkt einzusteigen.
Während der Pandemie wurde die Gruppe der Langzeitarbeitslosen besonders unterstützt. Es wurden spezielle Programme wie das bundesweite „Sprungbrett“ ins Leben gerufen, um den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern. Das Programm basierte auf umfassender Beratung und Betreuung, bei der die individuelle Situation der Langzeitarbeitslosen im Mittelpunkt stand.
Zusätzlich wurden in Tirol die Plätze in sozialökonomischen Betrieben erhöht und das Budget für gemeinnützige Beschäftigungsprojekte sowie die Förderung des Kombilohns erhöht. Letzteres ermöglichte es Arbeitsuchenden, auch Stellen mit geringerem Einkommen anzunehmen und schnell wieder in die Arbeitswelt zurückzukehren. Insgesamt wurden in den Jahren 2021 und 2022 in Tirol 1.340 Personen durch das Programm „Sprungbrett“ in den Arbeitsmarkt integriert.
Kürzung der Fördermittel
Trotz des Rückgangs der Langzeitarbeitslosigkeit sollen die Fördermittel wieder gekürzt werden, was bei den sozialökonomischen Betrieben für Aufregung sorgt. Sabine Platzer-Werlberger befürchtet, dass dadurch auch Projekte gefährdet sind, die Menschen mit Vermittlungseinschränkungen in den Arbeitsmarkt integrieren sollen.
In Tirol sind 71 Prozent der Langzeitarbeitslosen älter als 50 Jahre, ein höherer Anteil als in anderen Bundesländern. Etwa 66 Prozent haben gesundheitliche Einschränkungen oder eine Behinderung, und 46 Prozent haben höchstens einen Pflichtschulabschluss. Diese Gruppe benötigt daher besonders viel Unterstützung, Stabilisierung und gegebenenfalls medizinische Interventionen.
Obwohl dies Kosten verursacht, lohnt es sich laut der AMS-Tirol-Geschäftsführerin. Es werden immer wieder kleine Wunder vollbracht, wenn man mit Menschen spricht, die lange arbeitslos waren. Sie berichten, wie viel Lebensqualität, Teilhabe und Freude sie durch Stabilität und sinnstiftende Arbeitsplätze gewonnen haben.
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Quellen: