Die Letzte Generation fordert in Bezug auf die Klimakrise ein radikales Umdenken. Um darauf aufmerksam zu machen, werden – auch in Österreich – radikale Formen des Protests, wie sich auf der Straße festzukleben oder berühmte Bilder zu beschütten, eingesetzt. Strafen und Kritik sind die Folge. Finanziert wird die „Letzte Generation“ beispielsweise in Deutschland vom Climate Emergency Fund (in Österreich noch nicht) sowie privaten Spender:innen. Derzeit läuft in Österreich wieder eine große Protest-Aktions-Welle der Letzten Generation.

Wer ist die Letzte Generation?

Die Letzte Generation (LG) ist eine 2021 in Deutschland gegründete Gruppe von Klimaaktivist:innen. Sie hat ihren Ursprung im Hungerstreik der letzten Generation, der im Vorfeld der Bundestagswahl 2021 ein Umdenken in der deutschen Klimapolitik bewirken wollte. Der Name der Bewegung spielt darauf an, dass sie die letzte Generation sei, die noch etwas gegen die Klimakrise unternehmen könne. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen und zivilem Ungehorsam versucht die Gruppe auf die drohende Klimakatastrophe aufmerksam zu machen und nimmt dabei sowohl Geldstrafen als auch Freiheitsentzug in Kauf. 

Seit 2022 gibt es auch einen österreichischen Ableger der Bewegung, der sich im Zusammenhang mit den Protesten rund um den Lobau-Tunnel gebildet hat.

Wer steht dahinter? 

Die Gründung der Gruppe geht auf den Aufstand der Letzten Generation zurück, bei dem 2021 sieben Aktivist:innen in den Hungerstreik getreten sind. Zu den Streikenden gehörte auch der 22-jährige Student Henning Jeschke, der in den Wochen nach der Aktion als mediales Sprachrohr der Bewegung auftrat. Seitdem ist die Gruppe stetig gewachsen und umfasst mittlerweile Umweltschützer:innen zwischen 19 und 73 Jahren und aus sämtlichen Berufsgruppen, von Pfleger:innen bis Professor:innen. 

Während sich die Gruppe hauptsächlich auf das Engagement ihrer Mitglieder stützt, ist sie dennoch international gut vernetzt. Laut eigenen Angaben erhält die Letzte Generation Unterstützung von der US-Amerikanischen Stiftung Climate Emergency Fund und ist Teil des 2022 gegründeten Netzwerks A22, einem Zusammenschluss systemkritischer Umweltorganisationen.

Was will die Letzte Generation

Die Letzte Generation fordert ein radikales Umdenken in Bezug auf die Klimakrise. Sie geht von einem „Klimanotstand“ aus, also einer akuten Notsituation, die drastisches Handeln notwendig macht. Sie fordert eine grundlegende Richtungsänderung der Politik und effektive Umweltschutzmaßnahmen, um den drohenden Kollaps des planetaren Ökosystems zu verhindern.

Konkret fordert sie den Ausstieg aus der Kohle-, Öl-, und Gasenergie, sowie die Schaffung einer nachhaltigen Landwirtschaft und eines leistbaren öffentlichen Verkehrsnetzes. Außerdem fordert sie Gesetze gegen Lebensmittelverschwendung die Supermärkte verpflichten sollen genießbare Nahrungsmittel zu spenden, anstatt wegzuwerfen.

In Österreich stand der Baustopp des Lobau-Tunnels lange Zeit im Zentrum der Forderungen. Auch ein Tempolimit von 100 km/h gehört zu den wichtigsten Anliegen. Darüber hinaus fordert die Gruppe den Bohrungsstopp nach fossilen Brennstoffen, vor allem die Fracking-Vorhaben im Weinviertel. 

Foto: Pixabay

Aktionen: Was macht die Letzte Generation?

2021 ist die Letzte Generation mit ihrem Hungerstreik erstmals in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Es kam im Zuge dessen auch zu einem Gespräch mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz über mögliche Veränderungen in der Klimapolitik. Anschließend hat die Gruppe einige Aktionen gegen Lebensmittelverschwendung initiiert, bei denen weggeworfene Nahrungsmittel aus Müllcontainern gerettet und anschließend verteilt wurden. Auch das Zudrehen von Öl-Pipelines ist ein Weg, mit dem die Letzte Generation auffallen möchte. 

Die bekannteste Protestform der Letzten Generation ist aber die Straßenblockade. Dabei setzen sich Aktivist:innen demonstrativ auf die Fahrbahn um den Autoverkehr zu behindern. Die Aktivist:innen verwenden handelsüblichen Sekundenkleber, um sich auf der Straße festzukleben und der Polizei die Räumung zu erschweren. (Gelöst werden sie von der österreichischen Polizei inzwischen sanft mit Speiseöl und einer Holzspachtel.) In Wien gab es etwa im Jänner 2023 eine einwöchige Aktion mit zahlreichen Verkehrsblockaden.

Im Herbst 2022 hat sich, angestoßen durch eine Aktion in der London National Art Gallery, eine neue Protestform etabliert: Das Beschütten berühmter Gemälde mit Suppe, Farbe oder Ähnlichem. Die Aktivisit:innen stellen allerdings sicher, dass das betreffende Kunstwerk hinter einem Sicherheitsglas geschützt ist. Auch wenn bei dieser Form des Vandalismus bisher kein Kunstwerk ernsthaft zu Schaden gekommen ist, wurden die Aktionen in der Öffentlichkeit teils sehr kritisch aufgenommen.

Aktuelle Protest-Aktionen in Österreich

Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am 2. Mai 2023, ihre insgesamt dritte Aktionswelle in Wien gestartet. Ab 8.00 Uhr legten sie den Verkehr am äußeren Währinger Gürtel lahm. 25 Forschende beteiligten sich an dem Protest, die Blockade sei „Sinnbild für den Stillstand in der Regierung bei der Klimapolitik“, hieß es vor Ort. Beim Opernring gab es laut ÖAMTC eine weitere Protestaktion. Es kam an beiden Orten zu umfangreichen Staus.

Die Umweltschützer hatten bereits im Vorfeld tägliche Blockaden über zumindest drei Wochen hinweg angekündigt. Die „Letzte Generation“ sprach von ihrer bisher größten Aktion. Die Proteste sollten zum überwiegenden Teil wieder dem bereits bekannten Muster folgen. Der harte Kern der Gruppe, der ein internes Ausbildungsmodul durchlaufen hat, um sich an den Klebeaktionen zu beteiligen, umfasst inzwischen rund 200 Personen.

Laut Aussendung waren Wissenschafterinnen und Wissenschafter wie Florian Freistetter, Barbara Laa und Reinhard Steurer sowie die „Omas gegen Rechts“ und „Parents For Future“ an dem Auftakt zur „Maiwelle“ beteiligt. Gemeinsam mit der „Letzten Generation“ forderten sie ein Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen und einen Stopp aller neuen Öl- und Gasbohrungen in Österreich.

Quellen:

https://www.news.at/a/letzte-generation

https://www.meinbezirk.at/tag/letzte-generation-at

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