Die dritte Frau – Ein deutsch-österreichisch-deutscher Wirtschafts-Krimi
Rudolfine Steindling gehört zu den schillerndsten Personen der jüngeren österreichischen Geschichte. Die ‚Rote Fini‘ genannte Kommunistin war als Geschäftsführerin der Novum GmbH und Transcarbon tätig, die der Abwicklung von Geschäften zwischen der BRD und DDR im Auftrag der KPÖ und SED diente. Mit diesem Geschäftsmodell gelang es ihr, ein Vermögen zu erwirtschaften.
Seit 1973 leitete sie die Novum GmbH, die westliche Unternehmen, wie beispielsweise Voest, Steyr-Daimler-Puch, Amag, Bosch oder Ciba-Geigy, dabei unterstütze, Geschäfte mit und in der DDR durchzuführen, da direkte Kontakte auf dieser Ebene untersagt waren. Für diese Tätigkeit ließ sich die Novum Provisionen in westlichen Devisen zahlen, die sich bis 1989 auf etwa eine halbe Milliarden D-Mark beliefen. Das neutrale Österreich bot für diese Art von Geschäften eine optimale Plattform, die Rudolfine Steindling hervorragend zu nutzen wusste. Ihr gelang es, ein weitreichendes Netzwerk in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft aufzubauen, dass ihr bei diesen hochpolitischen Transaktionen bis über das Ende der DDR zu Gute kam. Ihr persönliches Netzwerk umfasste Personen wie Erich Honecker, Alexander Schalck-Golodkowski („Kommerzielle Koordination“), Franz Vranitzky, Gerhard Randa, Norbert Steger, Claus Raidl (Aufsichtsratschef der Nationalbank), Sepp Rieder (ehm. Vize-Bürgermeister Wien), u. a.
Mit dem Ende der DDR verlor zum einen die Novum ihre Geschäftsgrundlage, zum anderen stellte sich die Frage, wem die erwirtschafteten Gelder gehören. Der Novum GmbH und damit der Geschäftsführerin Rudolfine Steindling? Der österreichischen Kommunistischen Partei, nachdem die PDS als Nachfolgepartei der SED schon abgewunken hatte? Oder der Treuhandanstalt, als Verwalterin des DDR und SED Vermögens? Die deutschen Gerichte entschieden in letzter Instanz für die Treuhand und damit gegen Steindling. Diese hatte allerdings bereits einen Teil der Gelder einem direkten Zugriff entzogen und sich in Tel Aviv niedergelassen.
Nach dem Zusammenbruch der DDR schaffte sie es, unter anderem mit Hilfe der Bank Austria (damals Länderbank) sowie der schweizerischen Bank Julius Bär & Co KG, einen erheblichen Teil dieser Gelder verschwinden zu lassen und dem Zugriff der BRD zu entziehen. Dies gelang ihr durch verwirrende Transfers bis hin zur kofferweisen Übergabe von Geld an Banken in der Schweiz. Ein Teil dieser Transaktionen konnte nachvollzogen werden und die beteiligten Banken gerichtlich zur Rückerstattung dieser Gelder gezwungen werden, da Gelder zu einem Zeitpunkt ausgezahlt wurden, als sie bereits unter Treuhandverwaltung standen. Der Rest von wahrscheinlich über 100 Millionen Euro bleiben bis heute verschwunden. Rudolfine Steindling war bis zu ihrem Tod als Mäzenin aktiv. Sie unterstützte unter anderem das Theodor-Herzl-Museum, die International School for Holocaust Studies, Tschernobyl-Opfer-Organisationen, das Siegmund-Freud-Museum und gründete den Dolly Steindling Fund. Das Geheimnis über die verschwundenen Millionen wurde jedoch auch nach ihrem Tod am 27.10.2012 und ihrer Beerdigung auf dem Wiener Zentralfriedhof bis heute nicht gelüftet.