Zum sechsten Mal wurde vergangene Woche, am 8. November, der Österreichische Buchpreis für das beste Buch des Jahres eines österreichischen oder hier lebenden Autors sowie für das beste Debüt vergeben.
Die aus der Hinterbrühl stammende junge Autorin Raphaela Edelbauer wird für ihren Roman „DAVE“ mit dem Österreichischen Buchpreis 2021 ausgezeichnet. Diese Entscheidung der Jury ist am Montagabend bei der sechsten Buchpreisverleihung im Wiener Kasino am Schwarzenbergplatz bekannt gegeben worden. Die Auszeichnung ist mit 20.000 Euro dotiert.
Die 31-jährige in Wien geborene und lebende Autorin war vor zwei Jahren schon einmal mit ihrem Erstling “ Das flüssige Land“, das die mangelnde Nazi-Vergangenheitsbewältigung in der Alpenrepublik beschreibt, nominiert gewesen.
Der mit 10.000 Euro verbundene Debütpreis geht an Anna Albinus für ihre fantasiehafte Kriminalgeschichte „Revolver Christi“. Sie setzte sich damit gegen Anna Felnhofer (Schnittbild) und Clemens Bruno Gatzmaga (Jacob träumt nicht mehr) durch. Die Jury lobt darin Zeit- und Ortssprünge sowie: „Alles ist möglich in dieser Geschichte, deren Ende sich jeder Eindeutigkeit verweigert“.
Der Österreichische Buchpreis wird seit 2016 vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien vergeben. 101 Titel aus den Bereichen Belletristik, Essay, Lyrik und Dramatik wurden diesmal von 51 Verlagen für den Hauptpreis eingereicht; 21 Titel waren um den Debütpreis im Rennen. Vergangenes Jahr hatten Xaver Bayer (Geschichten mit Marianne) und Leander Fischer (Die Forelle), gewonnen.
Im Mittelpunkt der High-Tech-Dystopie steht der Mathematiker Syz, der in einem Labor künstliche Superintelligenz mit seinen eigenen Erinnerungen füttern muss. Die Jury kommentiert: „Raphaela Edelbauer hat einen raffinierten Science-Fiction-Roman mit eingebauter Liebesgeschichte geschaffen, der nach den Gesetzen des Thrillers funktioniert.“
DAVE ist eine High-Tech-Dystopie – Anfang dieses Jahres als Spitzentitel bei Klett-Cotta erschienen. Im Mittelpunkt des Romans steht eine gleichnamige Künstliche Superintelligenz. Sie steckt zwar noch in der Entwicklungsphase, Klimawandel und Wassermangel haben die Erde aber schon weitgehend unbewohnbar gemacht, verbliebene 118.998 Menschen wohnen in einer Art Labor. Technologie und Philosophie verschmelzen in dem Science-Fiction-Roman zur sozialen Dystopie. „Der Weg zu einer schmerzlosen und total vernünftigen Gesellschaft nach dem Ebenbild des Computers führt durch Überwachung und Repression“, lobte die Jury den Text.
Dabei unterhält man sich nicht nur, sondern erfährt dank Edelbauers erstaunlicher Belesenheit viel über philosophische Debatten, Bewusstseins- und Gedächtnisforschung, Informatik und lernende Systeme, deren Heilsversprechen die Autorin spürbar misstraut.
Edelbauer wurde 1990 in Wien geboren und studierte Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst. Für ihr Prosadebüt „Entdecker. Eine Poetik“ wurde sie 2018 mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet. Ebenfalls 2018 erhielt sie bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt den Publikumspreis. Mit ihrem Debütroman „Das flüssige Land“ (2019) stand sie auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises und des Österreichischen Buchpreises. Mit „Das flüssige Land“ war sie 2019 zudem für den Deutschen Buchpreis nominiert.
Schon im Frühjahr 2023 soll ihr nächster Roman „Die Inkommensurablen“ erscheinen. „Er spielt am Vorabend des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs in Wien und handelt von drei Jugendlichen, die bei der selben Psychoanalytikerin in Behandlung sind und parapsychologische Phänomene an sich wahrnehmen. Sie verbringen in diesem Freudentaumel bzw. dieser Weltuntergangsstimmung am Tag bevor Deutschland in den Krieg einsteigt in der Wiener Unterwelt die Nacht“, kündigte Edelbauer an.
Quellen:
Österreichischer Buchpreis an Hinterbrühlerin Raphaela Edelbauer – NÖN.at (noen.at)
Raphaela Edelbauer gewinnt den Österreichischen Buchpreis | SN.at