Nicht nur in Österreich, sondern weltweit steigen die Lebensmittelpreise speziell bei Grundnahrungsmitteln, besonders schnell an. Viele Menschen können sich diese Kosten nicht leisten und sind daher auf die Unterstützung wohltätiger Organisationen angewiesen. 

Die Auswahl ist groß, aber die Preise sind sehr hoch – Lebensmittel stehen derzeit im Fokus der Inflationsentwicklung. Der Großteil der Bevölkerung spürt die enorm gestiegenen Lebensmittelpreise – es gibt wohl kaum jemanden, der in letzter Zeit beim Bezahlen an der Supermarktkasse nicht kräftig schlucken musste. Nahrung ist zu einem der stärksten Inflationstreiber geworden. Übermäßig davon betroffen sind einkommensschwache Haushalte, die einen größeren Anteil des verfügbaren Einkommens für Ernährung ausgeben müssen. Dazu kommt, dass der Höhepunkt beim Preisauftrieb der Lebensmittel wohl noch nicht erreicht sein dürfte. Dieser Ansicht ist zumindest Philip Lane, Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank (EZB). Bei Lebensmitteln sei der Inflationsdruck wahrscheinlich am intensivsten und steige weiter, sagt er. „Ich glaube nicht, dass wir den Höhepunkt der Lebensmittelinflation bereits erreicht haben“, ergänzt Lane. Aber wie bei der Teuerung im Allgemeinen erwartet der Ökonom, dass der Preisauftrieb auch bei Nahrung im weiteren Jahresverlauf doch wieder nachlassen sollte.

Grundnahrungsmittel Foto: Pixabay

Deutlich über Inflation

In den vergangenen zwei Jahren sind Lebensmittelpreise schneller gestiegen als der Rest der Verbraucherpreise, wie Daten der Statistik Austria belegen. Schon der allgemeine Preisauftrieb war in diesem Zeitraum mit 17,7 Prozent enorm hoch, bei Nahrungsmitteln stiegen die Preise mit 21,3 Prozent sogar noch schneller. Warum? Weil die teilweise energieintensive Produktion speziell in der kalten Jahreszeit ins Geld geht, wie sich am Beispiel einiger Gemüsesorten zeigen lässt. Paprika kosteten im Februar um 49,5 Prozent, also beinahe die Hälfte, mehr als vor zwei Jahren. Bei Blattsalat waren es 47,1 Prozent. Eine der Ursachen für die Preiserhöhungen sind Wetterphänomene wie Dürren, Überflutungen und Stürme, die Ernten und Erzeugnisse beschädigen und zu Ernteausfällen führen können. Verschärft wurde die Preisentwicklung auch noch dadurch, dass im Exportland Spanien heuer ungewöhnlich kaltes Wetter herrschte. Die erhöhte Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln und die gestiegenen Kosten für den Transport tragen ebenfalls zu den höheren Preisen bei. Dazu kommen weitere preistreibende Faktoren, etwa höhere Personalkosten – sofern sich überhaupt alle Arbeitsplätze besetzen lassen.

Vor allem Grundnahrungsmittel

Generell wurden Grundnahrungsmittel überdurchschnittlich stark teurer. Bei Butter, Milch oder Mehl liegen die Preise um jeweils mehr als 30 Prozent über dem Niveau von vor zwei Jahren. Auffallend sind die vergleichsweise geringen Preiserhöhungen bei verarbeiteten Lebensmitteln. Die Preise für gekühlte Fertiggerichte sind im selben Zeitraum um eher glimpfliche 11,1 Prozent gestiegen, sie wurden also relativ zu frischen Nahrungsmitteln merklich günstiger.

Bei Spar führt man die spürbar teureren Lebensmittel auf „teils enorm erhöhte Einkaufspreise“ zurück. Die Kundschaft würde daher verstärkt auf günstigere Eigenmarken zurückgreifen, heißt es auf Anfrage. Die hohen Preisanstiege würden demnach bereits abflauen, blieben aber noch einige Zeit spürbar. „Eine flächendeckende Beruhigung wird noch etwas dauern, da die Rohstoffe für viele Produkte bereits vor Monaten und damit zu deutlich höheren Preisen eingekauft wurden“, erklärt die Handelskette.

In finanziellen Nöten

Neben Haushaltsenergie, Miete und höheren Zinsen verursachen Preiserhöhungen bei Lebensmitteln die größten Probleme bei einkommensschwachen Haushalten, sagt Clemens Mitterlehner, Chef der ASB Schuldnerberatungen. Immer öfter bekommen ihm zufolge Menschen finanzielle Schlagseite, die die Situation eigentlich unter Kontrolle hatten. Aber Mehrkosten von 300 Euro seien für viele Haushalte nicht zu stemmen.

Die Auswirkungen der Preisspirale bei Lebensmitteln bekommt auch die Wiener Tafel zu spüren. Der Verein beliefert seit mehr als 20 Jahren Sozialeinrichtungen für armutsbetroffene Menschen mit Lebensmitteln und berichtet nun von einem Sprung in der Nachfrage. „Wir hatten im Vorjahr eine Steigerung um 40 Prozent“, sagt eine Sprecherin. Ein limitierender Faktor seien aber die Warenspenden, die nur um 20 Prozent zugelegt hätten. „Aber wir rechnen damit, dass der Trend so weitergeht.“

Selbst wenn der Preisdruck – wie von EZB-Chefökonom Lane vorausgesagt – im weiteren Jahresverlauf tatsächlich abnehmen sollte, bedeutet das nicht, dass Lebensmittel wieder billiger werden. Ihr Preis steigt nur weniger stark. Und bis die EZB ihr Inflationsziel von zwei Prozent erreicht haben wird, werden wohl noch viele Monate verstreichen – und währenddessen die Kosten für Lebensmittel viel zu schnell steigen.

Quellen:

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/lebensmittelproduktion/steigende-lebensmittelpreise-fakten-ursachen-tipps-71788

https://www.derstandard.at/story/2000145274391/teure-lebensmittel-werden-ein-immer-groesseres-problem

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